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Dokument KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
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=S=> Kte 282 Die Katechese über die Schöpfung ist entscheidend wichtig . Sie betrifft ja die Grundlagen des menschlichen und des christlichen Lebens , denn sie formuliert die Antwort des christlichen Glaubens auf die Grundfragen , die sich die Menschen aller Zeiten gestellt haben : Woher kommen wir? , wohin gehen wir? , woher stammen wir? , wozu sind wir da? , woher kommt alles , was da ist , und wohin ist es unterwegs ? Die beiden Fragen , die nach dem Ursprung und die nach dem Ziel , lassen sich nicht voneinander trennen . Sie sind für den Sinn und die Ausrichtung unseres Lebens und Handelns entscheidend .
=S=> Kte 283 Die Frage nach den Ursprüngen der Welt und des Menschen ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Forschungen , die unsere Kenntnis über das Alter und die Ausmaße des Universums , über das Werden der Lebensformen und das Auftreten des Menschen unerhört bereichert haben . Diese Entdeckungen sollten uns anregen , erst recht die Größe des Schöpfers zu bewundern , ihm für all seine Werke und für die Einsicht und Weisheit zu danken , die er den Gelehrten und Forschern gibt . Mit Salomo können diese sagen : Er verlieh mir untrügliche Kenntnis der Dinge , so daß ich den Aufbau der Welt und das Wirken der Elemente verstehe . . . , denn es lehrte mich die Weisheit , die Meisterin aller Dinge ( Weish 7,17:21 ) .
=S=> Kte 284 Das große Interesse für diese Forschungen wird stark angespornt durch eine Frage anderer Ordnung , die über das eigentliche Feld der Naturwissenschaften hinausgeht . Es handelt sich nicht bloß um die Frage , wann und wie der Kosmos materiell entstanden und der Mensch aufgetreten ist , sondern es geht um den Sinn dieses Werdens : ob es durch Zufall , durch ein blindes Schicksal , eine namenlose Notwendigkeit bestimmt wird oder aber von einem intelligenten und guten höheren Wesen , das wir Gott nennen . Und wenn die Welt aus der Weisheit und Güte Gottes stammt , warum dann das Übel ? Woher kommt es ? Wer ist dafür verantwortlich ? Und gibt es eine Befreiung von ihm ?
=S=> Kte 285 Von Anfang an standen dem christlichen Glauben in der Frage nach den Ursprüngen Antworten gegenüber , die anders lauteten als die christliche Antwort . In den alten Religionen und Kulturen finden sich zahlreiche Mythen über die Ursprünge der Welt . Gewisse Philosophen sagten , alles sei Gott ; die Welt sei Gott oder das Werden der Welt sei das Werden Gottes ( Pantheismus ) . Andere sagten , die Welt sei ein notwendiger Ausfluß Gottes ; sie entströme ihm und münde wieder in ihn . Wieder andere behaupteten , es gebe zwei ewige Prinzipien , das Gute und das Böse , das Licht und die Finsternis ; diese würden beständig miteinander ringen ( Dualismus ; Manichäismus ) . Nach gewissen Auffassungen wäre die Welt ( zumindest die materielle Welt ) schlecht , eine Verfallserscheinung , und somit zurückzuweisen oder hinter sich zu lassen ( Gnosis ) . Andere geben zwar zu , daß die Welt von Gott geschaffen ist , aber wie von einem Uhrmacher , der sie nach ihrer Herstellung sich selbst überlassen habe ( Deismus ) . Andere schli eßlich anerkennen keinen höheren Ursprung der Welt , sondern erblicken in ihr bloß das Spiel einer Materie , die schon immer existiert habe ( Materialismus ) . Alle diese Lösungsversuche zeugen davon , daß die Frage nach den Ursprüngen dauernd und überall gestellt wird . Dieses Suchen ist dem Menschen eigen .
=S=> Kte 286 Gewiß kann schon der menschliche Verstand eine Antwort auf die Frage nach den Ursprüngen finden . Das Dasein eines Schöpfergottes läßt sich dank dem Licht der menschlichen Vernunft aus seinen Werken mit Gewißheit erkennen [ Vgl . DS 3026. ] , wenn auch diese Erkenntnis oft durch Irrtum verdunkelt und entstellt wird . Darum bestärkt und erhellt der Glaube die Vernunft , damit sie diese Wahrheit richtig versteht : Aufgrund des Glaubens erkennen wir , daß die Welt durch Gottes Wort erschaffen worden und daß so aus Unsichtbarem das Sichtbare entstanden ist ( Hebr 11,3 ) .
=S=> Kte 287 Die Wahrheit von der Schöpfung ist für das ganze menschliche Leben so wichtig , daß Gott in seiner Güte seinem Volk alles offenbaren wollte , was hierüber zu wissen für das Heil bedeutsam ist . Über die jedem Menschen mögliche natürliche Erkenntnis des Schöpfers [ Vgl . Apg 17,24-29 ; Röm 1,19-20. ]hinaus hat Gott dem Volk Israel nach und nach das Mysterium der Schöpfung geoffenbart . Er , der die Patriarchen berufen , das von ihm erwählte Volk Israel aus Ägypten herausgeführt , geschaffen und geformt hat [ Vgl . Jes 43,1. ] , offenbart sich als der , dem alle Völker der Erde und die ganze Welt gehören , als der , der ganz allein Himmel und Erde gemacht hat ( Ps 115,15 ; 124,8 ; 134,3 ) .
=S=> Kte 288 Somit läßt sich die Offenbarung der Schöpfung nicht trennen von der Offenbarung und Verwirklichung des Bundes , den Gott , der Einzige , mit seinem Volk geschlossen hat . Die Schöpfung wird geoffenbart als der erste Schritt zu diesem Bund , als das erste , universale Zeugnis der allmächtigen Liebe Gottes [ Vgl . Gen 15,5 ; Jer 33,19-26. ] . Die Wahrheit von der Schöpfung kommt auch in der Botschaft der Propheten [ Vgl . Jes 44,24. ] , im Gebet der Psalmen [ Vgl . Ps 104. ] und der Liturgie sowie in den Weisheitssprüchen [ Vgl . Spr 8 , 22-31. ] des auserwählten Volkes immer stärker zum Ausdruck .
=S=> Kte 289 Unter allen Aussagen der Heiligen Schrift über die Schöpfung nehmen die drei ersten Kapitel des Buches Genesis einen einzigartigen Platz ein . Literarisch können diese Texte verschiedene Quellen haben . Die inspirierten Autoren haben sie an den Anfang der Schrift gestellt . In ihrer feierlichen Sprache bringen sie so die Wahrheit über die Schöpfung , deren Ursprung und Ziel in Gott , deren Ordnung und Gutsein , über die Berufung des Menschen und schließlich über das Drama der Sünde und über die Hoffnung auf Heil zum Ausdruck . Im Lichte Christi , in der Einheit der Heiligen Schrift und in der lebendigen Überlieferung der Kirche gelesen , bleiben diese Aussagen die Hauptquelle für die Katechese über die Mysterien des Anfangs : Schöpfung , Sündenfall , Heilsverheißung .