kopfgodoku.de
Listenanzeige
Worte
Sprache / Satzart

Sätze

=1=> KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
=2=> - - - - - - - - - ----------------------------------------------------------------------- und HerausgeberMitarbeiterverzeichnis Quelle des elektronischen Texts nicht erhältlich ETML tagging IntraText Redaktion - - - - - - - - - ----------------------------------------------------------------------- Copyright © Libreria Editrice Vaticana [ 08102007 ]
=3=> Kte Der Herr hat seiner Kirche die Aufgabe anvertraut , das Glaubensgut zu hüten , und sie erfüllt diese Aufgabe zu allen Zeiten . Das Zweite Vatikanische Konzil , das von meinem Vorgänger Johannes XXIII . seligen Gedenkens vor dreißig Jahren eröffnet wurde , hatte die Absicht und den Wunsch , die apostolische und pastorale Sendung der Kirche zu erhellen , die Wahrheit des Evangeliums aufleuchten zu lassen und so alle Menschen zum Suchen und Aufnehmen der Liebe Christi , die alle Erkenntnis übersteigt ( vgl . Eph 3,19 ) , hinzuführen .
=4=> Kte Als Hauptaufgabe hatte Papst Johannes XXIII . dem Konzil aufgetragen , das kostbare Gut der christlichen Lehre besser zu hüten und auszulegen , um es den Christgläubigen und allen Menschen guten Willens zugänglicher zu machen . Daher sollte das Konzil nicht an erster Stelle die Irrtümer der Zeit verurteilen , sondern sich in Gelassenheit vor allem um eine klare Darlegung der Kraft und der Schönheit der Glaubenslehre bemühen . Der Papst sagte : Erleuchtet vom Licht dieses Konzils wird die Kirche an neuen geistlichen Reichtümern wachsen , die Kraft neuer Energien gewinnen und furchtlos in die Zukunft schauen . Unsere Pflicht besteht darin , uns bereitwillig und ohne Furcht dieser Aufgabe zu widmen , die unsere Zeit erfordert , um so den Weg fortzusetzen , den die Kirche seit fast zwanzig Jahrhunderten geht [ Johannes XXIII . Ansprache zur Eröffnung des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils , II . Oktober 1962 : AAS 54 ( 1962 ) 5. 788-791. ] .
=5=> Kte Mit Gottes Hilfe vermochten die Konzilsväter im Verlauf vierjähriger Arbeit eine beachtliche Fülle von Lehraussagen und pastoralen Richtlinien für die ganze Kirche zu erarbeiten . Hirten und Gläubige finden da Weisungen für jene Erneuerung des Denkens , des Handelns , der Sitten und der moralischen Kraft , der Freude und Hoffnung , wie sie Ziel des Konzils waren[ Paul VI. , Ansprache zum Abschluß des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils , 8. Dezember 1965 : AAS 58 ( 1966 ) S . 7-8. ] .
=6=> Kte Das Konzil hat nach seinem Abschluß nicht aufgehört , das Leben der Kirche anzuregen . Im Jahre 1985 konnte ich feststellen : Für mich , der ich die besondere Gnade hatte , an ihm teilzunehmen und mich an seinem Ablauf aktiv zu beteiligen , war das Zweite Vatikanum immer und zumal in diesen Jahren meines Pontifikates ständiger Bezugspunkt für mein ganzes pastorales Wirken , und ich war bewußt bemüht , seine Weisungen konkret und genau für jede Einzelkirche und die Gesamtkirche anzuwenden . Auf diese Quelle müssen wir unablässig zurückgreifen[ Johannes Paul II. , Ansprache vom 25. Januar 1985 : OR 27. Januar 1985. ] .
=7=> Kte In diesem Geist habe ich am 25. Januar 1985 eine außerordentliche Versammlung der Bischofssynode aus Anlaß des 20. Jahrestages des Konzilsabschlusses einberufen . Ziel dieser Versammlung war es , die Gnaden und geistlichen Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu würdigen und seine Lehre zu vertiefen , um es noch besser zu befolgen sowie . seine Kenntnis und Anwendung weiter zu fördern .
=8=> Kte Bei dieser Gelegenheit haben die Synodenväter festgestellt : Sehr einmütig wird ein Katechismus bzw . ein Kompendium der ganzen katholischen Glaubens - und Sittenlehre gewünscht , sozusagen als Bezugspunkt für die Katechismen bzw . Kompendien , die in den verschiedenen Regionen zu erstellen sind . Die Darlegung muß biblisch und liturgisch gehalten sein , die rechte Lehre bieten und zugleich dem heutigen Leben angepaßt sein[Schlußdokument der Außerordentlichen Bischofssynode 1985 , II B 4 : Enchiridion Vaticanum , vol . 9 , S . 1785 , n . 1797. ] . Nach Abschluß der Synode habe ich mir diesen Wunsch zu eigen gemacht , weil er meiner Ansicht nach voll einem wirklichen Bedürfnis der Gesamtkirche und der Einzelkirchen entsprach[Johannes Paul II. , Ansprache zum Abschluß der Außerordentlichen Synode , 7. Dezember 1985 , n . 6 : AAS 78 ( 1986 ) 5. 435. ] .
=9=> Kte Wie sollen wir nun dem Herrn nicht aus ganzem Herzen an diesem Tag danken , da wir der ganzen Kirche unter dem Titel Katechismus der katholischen Kirche den Bezugstext für eine aus den lebendigen Quellen des Glaubens erneuerte Katechese vorlegen können !
=10=> Kte Nach der Erneuerung der Liturgie und der neuen Kodifizierung des kanonischen Rechtes der lateinischen Kirche und der Normen der katholischen Ostkirchen wird dieser Katechismus einen sehr wichtigen Beitrag zum Werk der Erneuerung des gesamten kirchlichen Lebens leisten , wie es vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollt und eingeleitet wurde .
=11=> Kte Der Katechismus der katholischen Kirche ist die Frucht einer sehr weit gespannten Zusammenarbeit : Er wurde in sechs Jahren intensiver Arbeit im Geist gewissenhafter Offenheit und engagierten Eifers erarbeitet .
=12=> Kte Im Jahre 1986 habe ich einer Kommission von zwölf Kardinälen und Bischöfen unter Vorsitz von Herrn Kardinal Joseph Ratzinger die Aufgabe übertragen , einen Entwurf für den von den Synodenvätern gewünschten Katechismus vorzubereiten . Ein Redaktionskomitee von sieben Diözesanbischöfen sowie Fachleuten für Theologie und Katechese hat die Kommission in ihrer Arbeit unterstützt .
=13=> Kte Die Kommission war beauftragt , Weisungen zu geben und über den Ablauf der Arbeiten zu wachen . Sie hat alle Schritte der Redaktion der neun aufeinanderfolgenden Fassungen aufmerksam begleitet . Das Redaktionskomitee seinerseits hat die Verantwortung übernommen , den Text zu schreiben und die von der Kommissiongeforderten Änderungen einzuarbeiten , die Anmerkungen zahlreicher Theologen , Exegeten und Katecheten und vor allem der Bischöfe der ganzen Welt zu prüfen , um den Text zu verbessern . Das Komitee war ein Ort fruchtbaren und bereichernden Austausches , um die Einheit und Einheitlichkeit des Textes zu gewährleisten .
=14=> Kte Der Entwurf wurde dann Gegenstand einer umfangreichen Beratung aller katholischen Bischöfe , ihrer Bischofskonferenzen oder ihrer Synoden , ferner der Institute für Theologie und Katechese . Im ganzen fand er eine weithin günstige Aufnahme beim Episkopat , und man kann mit Recht feststellen , daß dieser Katechismus die Frucht der Zusammenarbeit des gesamten Episkopates der katholischen Kirche ist , der hochherzig meine Einladung angenommen hat , den eigenen Anteil an Verantwortung bei einer Initiative zu übernehmen , die das kirchliche Leben so unmittelbar betrifft . Diese Antwort weckt in mir tiefe Freude , weil das Zusammenklingen so vieler Stimmen wirklich das ausdrückt , was man die Symphonie des Glaubens nennen kann . Die Herausgabe dieses Katechismus spiegelt damit die kollegiale Natur des Episkopates wider : Sie bezeugt die Katholizität der Kirche .
=15=> Kte Ein Katechismus muß getreu und organisch die Lehre der Heiligen Schrift , der lebendigen Überlieferung in der Kirche und des authentischen Lehramtes , ebenso wie das geistliche Erbe der Väter , der heiligen Männer und Frauen der Kirche darstellen , um das christliche Geheimnis besser erkennen zu lassen und den Glauben des Volkes Gottes neu zu verlebendigen . Er muß die Entfaltung der Lehre berücksichtigen , die der Heilige Geist im Laufe der Zeit der Kirche eingegeben hat . Er soll auch eine Hilfe sein , mit dem Licht des Glaubens die neuen Situationen und Probleme zu beleuchten , die sich in der Vergangenheit noch nicht ergeben hatten .
=16=> Kte Der Katechismus wird daher Neues und Altes ( vgl . Mt 13,52 ) beinhalten , weil der Glaube immer derselbe und zugleich Quelle für immer neues Licht ist .
=17=> Kte Um dieser doppelten Notwendigkeit zu entsprechen , greift der Katechismus der katholischen Kirche einerseits die alte , überlieferte Ordnung auf , der schon der Katechismus des hl . Pius V . folgte , und gliedert die Materie in vier Teile : das Credo ; die heilige Liturgie mit den Sakramenten an erster Stelle ; das christliche Handeln , das von den Geboten ausgehend dargelegt wird ; und zuletzt das christliche Gebet . Doch zugleich wird der Inhalt oft in neuer Weise dargelegt , um auf Fragen unserer Zeit zu antworten .
=18=> Kte Die vier Teile sind miteinander verbunden : das christliche Geheimnis ist Gegenstand des Glaubens ( erster Teil ) ; es wird in den liturgischen Handlungen gefeiert und mitgeteilt ( zweiter Teil ) ; es ist gegenwärtig , um die Kinder Gottes bei ihrem Tun zu erleuchten und zu unterstützen ( dritter Teil ) ; es bildet die Grundlage für unser Gebet , dessen bevorzugter Ausdruck das Vaterunser ist , und es bildet den Gegenstand unseres Bittens , unseres Lobes und unseres Fürbittgebetes ( vierter Teil ) .
=19=> Kte Die Liturgie ist selber Gebet ; das Bekenntnis des Glaubens hat daher seinen angemessenen Platz in der Feier des Gottesdienstes . Die Gnade , Frucht der Sakramente , ist die unabdingbare Voraussetzung des christlichen Tuns , so wie die Teilnahme an der Liturgie der Kirche den Glauben erfordert . Wenn aber der Glaube sich nicht in den Werken zeigt , ist er tot ( vgl . Jak 2,14-16 ) und kann keine Früchte für das ewige Leben bringen .
=20=> Kte Beim Lesen des Katechismus der katholischen Kirche vermag man die wunderbare Einheit des Geheimnisses Gottes zu erfassen , seines Heilsplanes ebenso wie die zentrale Stellung Jesu Christi , des eingeborenen Sohnes Gottes , vom Vater gesandt , durch das Wirken des Heiligen Geistes Mensch geworden im Schoß der heiligen Jungfrau Maria , um unser Erlöser zu werden . Gestorben und auferstanden , ist Er immer gegenwärtig in seiner Kirche , besonders in den Sakramenten . Er ist die Quelle des Glaubens , das Vorbild des christlichen Handelns und der Lehrmeister unseres Betens .
=21=> Kte Der Katechismus der katholischen Kirche , den ich am 25. Juni 1992 approbiert habe und dessen Veröffentlichung ich kraft meines apostolischen Amtes heute anordne , ist eine Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen Lehre , wie sie von der Heiligen Schrift , der apostolischen Überlieferung und vom Lehramt der Kirche bezeugt oder erleuchtet wird . Ich erkenne ihn als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der kirchlichen Gemeinschaft an , ferner als sichere Norm für die Lehre des Glaubens . Möge er der Erneuerung dienen , zu der der Heilige Geist die Kirche Gottes , den Leib Christi , die Pilgerin auf dem Weg zum unvergänglichen Licht des Reiches , unablässig ruft .
=22=> Kte Die Approbation und Veröffentlichung des Katechismus der katholischen Kirche stellen einen Dienst dar , den der Nachfolger Petri der heiligen katholischen Kirche und allen Einzelkirchen erweisen möchte , die in Frieden und Gemeinschaft mit dem apostolischen Stuhl von Rom stehen : den Dienst nämlich , alle Jünger des Herrn Jesus im Glauben zu stärken und zu bekräftigen ( vgl . Lk 22,32 ) , und die Bande der Einheit im gleichen apostolischen Glauben zu festigen .
=23=> Kte Ich bitte daher die Hirten der Kirche und die Gläubigen , diesen Katechismus im Geist der Gemeinschaft anzunehmen und ihn sorgfältig bei der Erfüllung ihrer Sendung zu benutzen , wenn sie das Evangelium verkünden und zu einem Leben nach dem Evangelium aufrufen . Dieser Katechismus wird ihnen anvertraut , damit er als sicherer und authentischer Bezugstext für die Darlegung der katholischen Lehre und in besonderer Weise für die Ausarbeitung der örtlichen Katechismen dient . Er wird zugleich allen Gläubigen angeboten , die die Kenntnis der unerschöpflichen Reichtümer des Heiles vertiefen möchten ( vgl . Joh 8,32 ) . Er möchte ferner den ökumenischen Bemühungen , die den heiligen Wunsch nach Einheit aller Christen pflegen , eine Stütze bieten , indem er den Inhalt und den harmonischen Zusammenhang des katholischen Glaubens genau aufzeigt . Der Katechismus der katholischen Kirche ist endlich einem jeden Menschen angeboten , der uns nach dem Grund unserer Hoffnung fragt ( vgl . 1 Petr 3,15 ) und kennenler ne n möchte , was die katholische Kirche glaubt .
=24=> Kte Dieser Katechismus ist nicht dazu bestimmt , die von den kirchlichen Autoritäten , den Diözesanbischöfen und den Bischofskonferenzen vorschriftsgemäß approbierten örtlichen Katechismen zu ersetzen , besonders wenn sie die Approbation des apostolischen Stuhles erhalten haben . Er ist dazu bestimmt , zur Abfassung neuer örtlicher Katechismen zu ermuntern und die zu unterstützen , die den verschiedenen Situationen und Kulturen Rechnung tragen , aber zugleich sorgfältig die Einheit des Glaubens und die Treue zur katholischen Lehre wahren .
=25=> Kte Am Ende dieses Dokumentes , das den Katechismus der katholischen Kirche vorstellt , bitte ich die allerseligste Jungfrau Maria , die Mutter des menschgewordenen Wortes und Mutter der Kirche , sie möge mit ihrer mächtigen Fürbitte den katechetischen Dienst der gesamten Kirche auf allen Ebenen in dieser Zeit unterstützen , da diese zu einem neuen Bemühen um Evangelisierung aufgerufen ist . Möge das Licht des wahren Glaubens die Menschheit von der Unwissenheit und der Sklaverei der Sünde befreien und sie so zur einzigen dieses Namens würdigen Freiheit hinführen ( vgl . Joh 8,32) : zu derjenigen des Lebens in Jesus Christus unter der Führung des Heiligen Geistes , hienieden und im Himmelreich , in der Fülle der Seligkeit der Anschauung Gottes von Angesicht zu Angesicht ( vgl . 1 Kor 13 , 12 ; 2 Kor 5,6-8 ) !
=26=> Kte Gegeben am 11. Oktober 1992 , dem dreißigsten Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils , im vierzehnten Jahr meines Pontifikates . Johannes Paul P. P . II .
=27=> Kte VATER , . . . das ist das ewige Leben , daß sie dich , den einzigen wahren Gott , erkennen und Jesus Christus , den du gesandt hast ( Joh 17,3 ) . Gott , unser Retter , will , daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen ( 1 Tim 2,3-4 ) . Es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben , durch den wir gerettet werden sollen ( Apg 4,12 ) , als der Name JESUS .
=28=> I Das Leben des Menschen - Gott erkennen und lieben
=29=> Kte 1 Gott ist in sich unendlich vollkommen und glücklich . In einem aus reiner Güte gefaßten Ratschluß hat er den Menschen aus freiem Willen erschaffen , damit dieser an seinem glückseligen Leben teilhabe . Deswegen ist er dem Menschen jederzeit und überall nahe . Er ruft ihn und hilft ihm , ihn zu suchen , ihn zu erkennen und ihn mit all seinen Kräften zu lieben . Er ruft alle durch die Sünde voneinander getrennten Menschen in die Einheit seiner Familie , die Kirche . Er tut es durch seinen Sohn , den er als Erlöser und Retter gesandt hat , als die Zeit erfüllt war . In ihm und durch ihn beruft er die Menschen , im Heiligen Geist seine Kinder zu werden und so sein glückseliges Leben zu erben .
=30=> Kte 2 Damit dieser Ruf an alle Welt ergehe , sandte Christus die von ihm erwählten Apostel und gab ihnen den Auftrag , das Evangelium zu verkünden : Darum geht hin und macht alle Völker zu Jüngern ; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes , und lehrt sie , alles zu befolgen , was ich euch geboten habe . Und siehe , ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt ( Mt 28,19-20 ) . Kraft dieser Sendung zogen sie aus und predigten überall . Der Herr stand ihnen bei und bekräftigte die Verkündigung durch Zeichen , die er geschehen ließ ( Mk 16,20 ) .
=31=> Kte 3 Wer mit der Hilfe Gottes den Ruf Christi angenommen und ihm in Freiheit entsprochen hatte , wurde durch die Liebe zu Christus gedrängt , die Frohbotschaft auf der ganzen Welt zu verkünden . Dieses von den Aposteln erhaltene kostbare Vermächtnis wurde von ihren Nachfolgern treu bewahrt . Alle an Christus Glaubenden sind berufen , es von Generation zu Generation weiterzugeben , indem sie den Glauben verkünden , ihn in brüderlicher Gemeinschaft leben und in der Liturgie und im Gebet feiern [ Vgl . Apg 2,42. ] .
=32=> II Die Weitergabe des Glaubens - die Katechese
=33=> Kte 4 Die Kirche bemüht sich , die Menschen zu Jüngern Christi zu machen ; sie will ihnen zum Glauben verhelfen , daß Jesus der Sohn Gottes ist , damit sie durch den Glauben das Leben haben in seinem Namen . Durch Unterweisung sucht sie , die Menschen zu diesem Leben heranzubilden und so den Leib Christi aufzubauen [ Vgl . CT 1 ; 2. ] . Alle diese Bemühungen wurden schon früh als Katechese bezeichnet .
=34=> Kte 5 Die Katechese ist eine Glaubenserziehung von Kindern , Jugendlichen und Erwachsenen , die vor allem eine Darlegung der christlichen Lehre umfaßt , wobei man im allgemeinen organisch und systematisch vorgeht , um die Schüler in die Fülle des christlichen Lebens einzuführen ( CT 18 ) .
=35=> Kte 6 Die Katechese ist mit einigen Elementen des Seelsorgeauftrages der Kirche eng verknüpft , die selbst einen katechetischen Charakter haben , auf die Katechese vorbereiten oder aus ihr folgen : die Erstverkündigung des Evangeliums , das heißt die missionarische Predigt zur Weckung des Glaubens ; die Suche nach Gründen , zu glauben ; die Erfahrung des christlichen Lebens ; die Feier der Sakramente ; die Eingliederung in die kirchliche Gemeinschaft sowie das apostolische und missionarische Zeugnis [ Vgl . CT 18. ] .
=36=> Kte 8 Die Perioden der Erneuerung der Kirche sind auch die Blütezeiten der Katechese . So widmen in der großen Epoche der Kirchenväter heilige Bischöfe einen großen Teil ihres Seelsorgedienstes der Katechese . Es ist die Zeit des hl . Cyrill von Jerusalem und des hl . Johannes Chrysostomus , des hl . Ambrosius und des hl . Augustinus und vieler anderer Väter , deren katechetische Werke beispielhaft bleiben .
=37=> Kte 9 Der Dienst der Katechese schöpft immer neue Kräfte aus den Konzilien . Das Konzil von Trient stellt in dieser Beziehung ein bedeutsames Beispiel dar : Es gab in seinen Konstitutionen und Dekreten . der Katechese eine vorrangige Stellung ; aus ihm ging der Römische Katechismus hervor , den man auch den tridentinischen nennt und der als Kurzfassung der christlichen Lehre ein erstrangiges Werk darstellt ; das Konzil gab in der Kirche den Anstoß zu einer beachtlichen Organisation der Katechese und führte dank heiliger Bischöfe und Theologen wie des hl . Petrus Canisius , des hl . Karl Borromäus , des hl . Turibio von Mongrovejo und des hl . Robert Bellarmin zur Veröffentlichung zahlreicher Katechismen .
=38=> Kte 10 So ist es nicht erstaunlich , daß in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil , das von Papst Paul VI . als der große Katechismus der heutigen Zeit angesehen wurde , die Katechese der Kirche von neuem die Aufmerksamkeit auf sich zog . Das Allgemeine katechetische Direktorium von 1971 , die Bischofssynoden über die Evangelisierung ( 1974 ) und die Katechese ( 1977 ) sowie die entsprechenden Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi ( 1975 ) und Catechesi tradendae ( 1979 ) bezeugen das . Die außerordentliche Bischofssynode von 1985 regte an , einen Katechismus oder ein Kompendium der ganzen katholischen Glaubens - und Sittenlehre zu verfassen ( Schlußbericht II B a 4 ) . Papst Johannes Paul II . machte sich diesen Wunsch der Bischofssynode zu eigen , indem er anerkannte , daß dieser Wunsch einem echten Bedürfnis der Gesamtkirche und der Teilkirchen entspricht ( Ansprache vom 7. Dezember 1985 ) . Er tat alles , um diesen Wunsch der Synodenväter zu erfüllen .
=39=> III Zielsetzung und Adressaten des Katechismus
=40=> Kte 11 Der vorliegende Katechismus will im Licht des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Gesamttradition der Kirche eine organische Synthese der wesentlichen und grundlegenden Inhalte der katholischen Glaubens - und Sittenlehre vorlegen . Seine Hauptquellen sind die Heilige Schrift , die Kirchenväter , die Liturgie und das Lehramt der Kirche . Er ist als Bezugspunkt für die Katechismen oder Kompendien gedacht , die in den verschiedenen Regionen zu erstellen sind ( Bischofssynode 1985 , Schlußbericht II B a 4 ) .
=41=> Kte 12 Der vorliegende Katechismus ist hauptsächlich für die bestimmt , die für die Katechese verantwortlich sind : in erster Linie für die Bischöfe als Lehrer des Glaubens und Hirten der Kirche . Er wird ihnen bei ihrer Aufgabe , das Volk Gottes zu lehren , als Arbeitshilfe angeboten . Über die Bischöfe richtet er sich auch an die Verfasser von Katechismen , an die Priester und Katecheten . Er will aber auch eine nützliche Lektüre für alle anderen gläubigen Christen sein .
=42=> IV Der Aufbau des Katechismus
=43=> Kte 13 Der Katechismus ist nach den vier Grundpfeilern der großen katechetischen Tradition gegliedert : dem Bekenntnis des Taufglaubens ( Glaubensbekenntnis oder Symbolum ) , den Sakramenten des Glaubens , dem Leben aus dem Glauben ( den Geboten ) und dem Gebet des Gläubigen ( dem Vaterunser ) .
=44=> Kte Das Glaubensbekenntnis ( erster Teil )
=45=> Kte 14 Wer durch den Glauben und die Taufe Christus angehört , muß seinen Taufglauben vor den Menschen bekennen [ Vgl . Mt 10,32 ; Röm 10,9. ] . Darum handelt der Katechismus zunächst von der Offenbarung , durch die sich Gott an den Menschen wendet und sich ihm schenkt , und vom Glauben , durch den der Mensch Gott darauf antwortet ( erster Abschnitt ) . Das Glaubensbekenntnis faßt die Gaben zusammen , die Gott als Urheber alles Guten , als Erlöser und als Heiligender dem Menschen schenkt . Es ordnet sie nach den drei Grundartikeln unserer Taufe . Diese sind : der Glaube an den einen Gott , den allmächtigen Vater , den Schöpfer ; der Glaube an Jesus Christus , seinen Sohn , unseren Herrn und Erlöser ; und der Glaube an den Heiligen Geist in der heiligen Kirche ( zweiter Abschnitt ) .
=46=> Kte Die Sakramente des Glaubens ( zweiter Teil )
=47=> Kte 15 Der zweite Teil des Katechismus legt dar , wie das durch Jesus Christus und den Heiligen Geist von Gott ein für allemal gewirkte Heil vergegenwärtigt wird : in den heiligen Handlungen der Liturgie der Kirche ( erster Abschnitt ) , insbesondere in den sieben Sakramenten ( zweiter Abschnitt ) .
=48=> Kte Das Leben aus dem Glauben ( dritter Teil )
=49=> Kte 16 Der dritte Teil des . Katechismus zeigt das letzte Ziel des nach dem Bilde Gottes erschaffenen Menschen : die Glückseligkeit ; er stellt auch den Weg vor , der dorthin führt : das freie , rechte Handeln mit Hilfe der Weisung und der Gnade Gottes ( erster Abschnitt ) . Dieses Handeln verwirklicht das Doppelgebot der Liebe , wie es in den zehn Geboten Gottes entfaltet ist ( zweiter Abschnitt ) .
=50=> Kte Das Gebet im Glaubensleben ( vierter Teil )
=51=> Kte 17 Der letzte Teil des Katechismus handelt von Sinn und Bedeutung des Gebetes im Leben der Glaubenden ( erster Abschnitt ) . Er schließt mit einem kurzen Kommentar zu den sieben Bitten des Gebetes des Herrn , des Vaterunsers ( zweiter Abschnitt ) . In diesen Bitten findet sich ja die Gesamtheit der Güter , die wir erhoffen dürfen und die unser himmlischer Vater uns geben will .
=52=> V Praktische Hinweise zum Gebrauch des Katechismus
=53=> Kte 18 Dieser Katechismus ist als eine organische Darlegung des ganzen katholischen Glaubens gedacht . Man muß ihn somit als , eine Einheit lesen . Zahlreiche Verweise in den Fußnoten und am Rand des Textes sowie die Register am Schluß des Buches ermöglichen es , jedes Thema in seiner Verbindung mit dem Ganzen des Glaubens zu sehen .
=54=> Kte 19 Oft wird die Heilige Schrift nicht wörtlich zitiert , sondern es wird nur ( in den Fußnoten ) auf sie verwiesen . Das Nachlesen der angegebenen Schriftstellen verhilft zu einem tieferen Verständnis . Diese Schriftverweise sind auch als Behelfe für die Katechese gedacht .
=55=> Kte 20 Bei den Stellen in Kleindruck handelt es sich um geschichtliche oder apologetische Bemerkungen oder auch um ergänzende lehrhafte Ausführungen .
=56=> Kte 21 Die kleingedruckten Zitate . aus patristischen , liturgischen , lehramtlichen oder hagiographischen Quellen bereichern die Lehrdarlegung . Oft wurden diese Texte im Hinblick auf , eine direkte Verwendung in der Katechese gewählt .
=57=> Kte 22 Am Schluß jeder thematischen Einheit fassen kurztexte den wesentlichen Lehrinhalt in knappen Formulierungen zusammen . Sie sollen der örtlichen Katechese Anregungen zu knappen Sätzen geben , die sich dem Gedächtnis einprägen lassen .
=58=> Kte 23 Dem vorliegenden Katechismus geht es in erster Linie um die Darlegung der Lehre . Er dient der Vertiefung der Glaubenskenntnis . Somit ist er auf das Reifen des Glaubens , seine Einwurzelung im Leben und seine Ausstrahlung im Zeugnis ausgerichtet [ Vgl . CT 20-22 ; 25. ] .
=59=> Kte 24 Wegen seiner Zielsetzung kann dieser Katechismus nicht selbst jene Anpassungen in der Darlegung und den katechetischen Methoden Vornehmen , welche die Unterschiede in den Kulturen , Lebensphasen , im geistlichen Leben , in den gesellschaftlichen und kirchlichen Situationen der Adressaten erfordern . Diese unerläßlichen Anpassungen sind Aufgabe entsprechender Katechismen , und vor allem der für den Unterricht der Gläubigen Verantwortlichen : Wer das Amt des Lehrens ausübt , soll , allen alles werden‘ ( 1 Kor 9,22 ) , um alle für Christus zu gewinnen . . . er soll nicht glauben , daß die seiner Sorge anvertrauten Menschen alle von der gleichen Art sind , so daß er sie alle in der gleichen Art nach einem festgelegten und sicheren Schema unterweisen und zu wahrer Frömmigkeit heranbilden könnte . Vielmehr sind die einen , wie neugeborene Kinder‘ ( 1 Petr 2,2 ) ; andere beginnen in Christus zu wachsen ; manche dagegen sind schon gereiften Alters . . . Die zu diesem Amt Berufenen müssen verstehen , daß es notwendig ist , bei der Weitergabe der Glaubensmysterien und der Gebote des Lebens die Lehre der Denkart und Auffassungskraft der Zuhörer anzupassen ( Catech . R. , Vorwort 11 ) .
=60=> Kte Vor allem - die Liebe
=61=> Kte 25 Zum Schluß dieser Einführung ist an den pastoralen Grundsatz zu erinnern , den der Römische Katechismus so ausdrückt : Die ganze Belehrung und Unterweisung muß auf die Liebe ausgerichtet sein , die kein Ende hat . Mag man also etwas vorlegen , was zu glauben , zu erhoffen oder zu tun ist immer ist dabei vor allem die Liebe zu unserem Herrn zu empfehlen , damit jeder einsieht , daß alle Werke vollkommener christlicher Tugend einzig und allein in der Liebe entspringen und auf kein anderes Ziel gerichtet werden können als auf die Liebe ( Vorwort 10 ) .
=62=> ERSTER ABSCHNITT ICH GLAUBE - WIR GLAUBEN
=63=> Kte 26 Wenn wir unseren Glauben bekennen , sagen wir zu Beginn : Ich glaube oder wir glauben . Bevor wir den Glauben der Kirche darlegen , wie er im Credo bekannt , in der Liturgie gefeiert , im Befolgen der Gebote und im Gebet gelebt wird , fragen wir uns also , was glauben bedeutet . Der Glaube ist die Antwort des Menschen an Gott , der sich dem Menschen offenbart und schenkt und ihm so auf der Suche nach dem letzten Sinn seines Lebens Licht in Fülle bringt . Wir betrachten folglich zunächst dieses Suchen des Menschen ( erstes Kapitel ) , sodann die göttliche Offenbarung , durch die Gott dem Menschen entgegenkommt ( zweites Kapitel ) , und schließlich die Antwort des Glaubens ( drittes Kapitel ) .
=64=> ERSTES KAPITEL DER MENSCH IST GOTTFÄHIG
=65=> I Das Verlangen nach Gott
=66=> Kte 27 Das Verlangen nach Gott ist dem Menschen ins Herz geschrieben , denn der Mensch ist von Gott und für Gott erschaffen . Gott hört nie auf , ihn an sich zu ziehen . Nur in Gott wird der Mensch die Wahrheit und das Glück finden , wonach er unablässig sucht : Ein besonderer Grund für die menschliche Würde liegt in der Berufung des Menschen zur Gemeinschaft mit Gott . Zum Dialog mit Gott wird der Mensch schon von seinem Ursprung her eingeladen : er existiert nämlich nur , weil er , von Gott aus Liebe geschaffen , immer aus Liebe erhalten wird ; und er lebt nicht voll gemäß der Wahrheit , wenn er diese Liebe nicht frei anerkennt und sich seinem Schöpfer anheimgibt ( GS 19,1 ) .
=67=> Kte 28 Von jeher geben die Menschen durch ihre Glaubensanschauungen und religiösen Verhaltensweisen ( wie Gebet , Opfer , Kult und Meditation ) ihrem Suchen nach Gott mannigfach Ausdruck . Diese Ausdrucksweisen können mehrdeutig sein , sind aber so allgemein vorhanden , daß man den Menschen als ein religiöses Wesen bezeichnen kann : Gott hat aus einem einzigen Menschen das ganze Menschengeschlecht erschaffen , damit es die ganze Erde bewohne . Er hat für sie bestimmte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnsitze festgesetzt . Sie sollten Gott suchen , oh sie ihn ertasten und finden könnten ; denn keinem von uns ist er fern . Denn in ihm leben wir , bewegen wir uns und sind wir ( Apg 17 , 26-28 ) .
=68=> Kte 29 Diese innigste und lebenskräftige Verbindung mit Gott ( GS 19,1 ) kann jedoch vom Menschen vergessen , verkannt , ja ausdrücklich zurückgewiesen werden . Solche Haltungen können verschiedenste Ursachen haben [ Vgl . GS 19-21. ] : Auflehnung gegen das Übel in der Welt , religiöse Unwissenheit oder Gleichgültigkeit , irdische Sorgen und Reichtum[Vgl . Mt 13,22. ] , schlechtes Beispiel der Gläubigen , religionsfeindliche Denkströmungen und schließlich die Neigung des sündigen Menschen , sich aus Angst vor Gott zu verbergen [ Vgl . Gen 3,8-10. ]und vor dem Ruf des Herrn zu fliehen [ Vgl . Jona 1,3 ] .
=69=> Kte 30 Alle , die den Herrn suchen , sollen sich von Herzen freuen ( Ps 105,3 ) . Mag auch der Mensch Gott vergessen oder zurückweisen , hört Gott doch nicht auf , jeden Menschen zu rufen , damit dieser ihn suche und dadurch lebe und sein Glück finde . Dieses Suchen fordert aber vom Menschen die ganze Anstrengung des Denkens und die gerade Ausrichtung des Willens , ein auf richtiges Herz , und auch das Zeugnis anderer , die ihn lehren , Gott zu suchen . Groß bist du , Herr , und überaus lobwürdig ; groß ist deine Stärke und unermeßlich deine Weisheit . Und loben will dich der Mensch , der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist , der Mensch , der seine Sterblichkeit mit sich herumträgt und in ihr das Zeugnis seiner Sündhaftigkeit und das Zeugnis , daß du den Stolzen widerstehst . Und dennoch will er dich loben , der Mensch , der selbst ein Teilchen deiner Schöpfung ist . Du treibst uns an , so daß wir mit Freuden dich loben , denn du hast uns auf dich hin geschaffen , und ruhelos ist unser Herz , bis es ruhet in dir ( Augustinus , conf . 1,1,1 ) .
=70=> II Die Wege zur Gotteserkenntnis
=71=> Kte 31 Da der Mensch nach dem Bilde Gottes erschaffen und dazu berufen ist , Gott zu erkennen und zu lieben , entdeckt er auf der Suche nach Gott gewisse Wege , um zur Erkenntnis Gottes zu gelangen . Man nennt diese auch Gottesbeweise , nicht im Sinn naturwissenschaftlicher Beweise , sondern im Sinn übereinstimmender und überzeugender Argumente , die zu wirklicher Gewißheit gelangen lassen . Diese Wege zu Gott haben die Schöpfung - die materielle Welt und die menschliche Person - zum Ausgangspunkt .
=72=> Kte 32 Die Welt . Aus der Bewegung und dem Werden , aus der Kontingenz , der Ordnung und der Schönheit der Welt kann man Gott als Ursprung und Ziel des Universums erkennen . Der hl . Paulus behauptet von den Heiden : Was man von Gott erkennen kann , ist ihnen offenbar ; Gott hat es ihnen offenbart . Seit Erschaffung der Welt wird seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen , seine ewige Macht und Gottheit ( Röm 1,19-20)[Vgl. Apg 14,15:17 ; 17,27-28 ; weish 13,1-9. ] Und der hl . Augustinus sagt : Frage die Schönheit der Erde , frage die Schönheit des Meeres , frage die Schönheit der Luft , die sich ausdehnt und sich verbreitet , frage die Schönheit des Himmels frage alle diese Dinge . Alle antworten dir : Schau , wie schön wir sind ! Ihre Schönheit ist ein Bekenntnis [ confessio ] . Wer hat diese der Veränderung unterliegenden Dinge gemacht , wenn nicht der Schöne [ Pulcher ] , der der Veränderung nicht unterliegt ? ( serm . 241,2 ) .
=73=> Kte 33 Der Mensch . Mit seiner Offenheit für die Wahrheit und Schönheit , mit seinem Sinn für das sittlich Gute , mit seiner Freiheit und der Stimme seines Gewissens , mit seinem Verlangen nach Unendlichkeit und Glück fragt der Mensch nach dem Dasein Gottes . In all dem nimmt er Zeichen seiner Geist - Seele wahr . Da sich der Keim der Ewigkeit , den er in sich trägt , nicht auf bloße Materie zurückführen läßt , ( GS 18,1 ) [ Vgl . GS 14,2. ] , kann seine Seele ihren Ursprung nur in Gott haben .
=74=> Kte 34 Die Welt und der Mensch bezeugen , daß sie weder ihre erste Ursache noch ihr letztes Ziel in sich selbst haben , sondern daß sie am ursprungslosen und endlosen Sein schlechthin teilhaben . Auf diesen verschiedenen Wegen kann also der Mensch zur Erkenntnis gelangen , daß eine Wirklichkeit existiert , welche die Erstursache und das Endziel von allem ist , und diese Wirklichkeit wird von allen Gott genannt ( Thomas v . A. , s . th . 1,2,3 ) .
=75=> Kte 35 Die Fähigkeiten des Menschen ermöglichen ihm , das Dasein eines persönlichen Gottes zu erkennen . Damit aber der Mensch in eine Beziehung der Vertrautheit mit Gott eintreten könne , wollte dieser sich dem Menschen offenbaren und ihm die Gnade geben , diese Offenbarung im Glauben annehmen zu können . Die Beweise für das Dasein Gottes können indes zum Glauben hinführen und zur Einsicht verhelfen , daß der Glaube der menschlichen Vernunft nicht widerspricht .
=76=> III Die Gotteserkenntnis nach der Lehre der Kirche
=77=> Kte 36 Die heilige Mutter Kirche hält fest und lehrt , daß Gott , der Ursprung und das Ziel aller Dinge , mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen gewiß erkannt werden kann ( 1. Vatikanisches K. : DS 3004 ) [ Vgl . DS 3026 ; DV 6. ] . Ohne diese Befähigung wäre der Mensch nicht imstande , die Offenbarung Gottes aufzunehmen . Der Mensch besitzt diese Fähigkeit , weil er nach dem Bilde Gottes erschaffen ist [ Vgl . Gen 1,26. ] .
=78=> Kte 38 Deshalb ist es nötig , daß der Mensch durch die Offenbarung Gottes nicht nur über das erleuchtet wird , was sein Verständnis übersteigt , sondern auch über das , was in Fragen der Religion und der Sitten der Vernunft an sich nicht unzugänglich ist , damit es auch bei der gegenwärtigen Verfaßtheit des Menschengeschlechtes von allen ohne Schwierigkeit , mit sicherer Gewißheit und ohne Beimischung eines Irrtums erkannt werden kann ( ebd. :DS 3876 ) [ Vgl . 1. Vatikanisches K. : DS 3005 ; DV 6 ; Thomas ] .
=79=> IV Wie von Gott sprechen ?
=80=> Kte 39 Die Kirche vertritt die Überzeugung , daß die menschliche Vernunft Gott zu erkennen vermag . Damit bekundet sie ihre Zuversicht , daß es möglich ist , zu allen Menschen und mit allen Menschen von Gott zu sprechen . Diese Überzeugung liegt ihrem Dialog mit den anderen Religionen , mit der Philosophie und den Wissenschaften , aber auch mit den Ungläubigen und den Atheisten zugrunde .
=81=> Kte 40 Da unsere Gotteserkenntnis begrenzt ist , ist es auch unser Sprechen von Gott . Wir können nur von den Geschöpfen her und gemäß unserer beschränkten menschlichen Erkenntnis - und Denkweise von Gott sprechen .
=82=> Kte 41 Alle Geschöpfe weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit Gott auf insbesondere der Mensch , der nach Gottes Bild , ihm ähnlich erschaffen ist . Darum widerspiegeln die vielfältigen Vollkommenheiten der Geschöpfe ( ihre Wahrheit , ihre Güte , ihre Schönheit ) die unendliche Vollkommenheit Gottes . Daher können wir von den Vollkommenheiten seiner Geschöpfe her über Gott Aussagen machen , denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf ihren Schöpfer schließen ( Weish 13,5 ) .
=83=> Kte 42 Gott ist über jedes Geschöpf erhaben . Wir müssen deshalb unser Sprechen von ihm unablässig von allem Begrenztem , Bildhaftem , Unvollkommenem läutern , um nicht den unaussagbaren , unbegreiflichen , unsichtbaren , unfaßbaren Gott ( Liturgie des hl . Johannes Chrysostomus , Hochgebet ) mit unseren menschlichen Vorstellungen von ihm zu verwechseln . Unsere menschlichen Worte reichen nie an das Mysterium Gottes heran .
=84=> Kte 43 Wenn wir auf diese Weise von Gott sprechen , drückt sich unsere Sprache zwar menschlich aus , bezieht sich aber wirklich auf Gott selbst , ohne ihn jedoch in seiner unendlichen Einfachheit zum Ausdruck bringen zu können . Wir müssen uns bewußt sein : Zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen , daß zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre ( 4. K . im Lateran : DS 806 ) . Wir können von Gott nicht erfassen , was er ist , sondern bloß , was er nicht ist und wie sich die anderen Wesen auf ihn beziehen ( Thomas v . A. , s . gent . 1,30 ) .
=85=> Kte 44 Der Mensch ist seiner Natur und Berufung nach ein religiöses Wesen . Da er von Gott kommt und zu Gott geht , lebt der Mensch nur in freiwilliger Verbindung mit Gott ein vollmenschliches Leben .
=86=> Kte 45 Der Mensch ist dazu geschaffen , in Gemeinschaft mit Gott zu leben , in dem er sein Glück findet : Wenn ich dir anhängen werde mit meinem ganzen Wesen , dann wird mich kleinerlei Schmerzt und Trübsal mehr bedrüken , und mein ganz von dir erfülltes Leben wird erst wharhaftiges Leben sein ( Augustinus , conf . 10 , 28 , 39 ) .
=87=> Kte 46 Wenn der Mensch auf die Botschaft der Geschöpfe und die Stimme seines Gewissens hört , kann er zur Gewißheit gelangen , daß Gott als Ursache und Ziel von allem existiert .
=88=> Kte 47 Die Kirche lehrt , daß sich der einzige und wahre Gott , unser Schöpfer und Herr , dank dem natürlichen Licht der Vernunft aus seinen Werken mit Gewißheit erkennen läßt . [ Vgl . 1. Vatikanisches K. : DS 3026. ]
=89=> Kte 48 Wir können wirklich von Gott sprechen , wenn wir von den vielfältigen Vollkommenheiten der Geschöpfe ausgehen , durch die sie dem unendlich vollkommenen Gott änhlich sind . Unsere begrenzte Sprache vermag aber sein Mysterium nicht auszuschöpfen .
=90=> Kte 49 Das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts ( GS 36 ) . Darum wissen sich die Glaubenden durch die Liebe Christi gedrängt , denen , die ihn nicht kennen oder zurückweisen , das Licht des lebendigen Gottes zu bringen .
=91=> Kte 50 Durch seine natürliche Vernunft kann der Mensch Gott aus dessen Werken mit Gewißheit erkennen . Es gibt jedoch noch eine andere Erkenntnisordnung , zu der der Mensch nicht aus eigenen Kräften zu gelangen vermag : diejenige der göttlichen Offenbarung [ Vgl . 1. Vatikanisches K. : DS 3015. ] . Durch einen ganz freien . Entschluß offenbart und schenkt sich Gott dem Menschen , indem er sein innerstes Geheimnis enthüllt , seinen gnädigen Ratschluß , den er in Christus für alle Menschen von aller Ewigkeit her gefaßt hat . Er enthüllt seinen Heilsplan vollständig , indem er seinen geliebten Sohn , unseren Herrn Jesus Christus , und den Heiligen Geist sendet .
=92=> ARTIKEL 1 DIE OFFENBARUNG GOTTES
=93=> I Gott offenbart seinen gnädigen Ratschluß
=94=> Kte 51 Es hat Gott in seiner Güte und Weisheit gefallen , sich selbst zu offenbaren und das Geheimnis seines Willens bekannt zu machen , daß die Menschen durch Christus , das Fleisch gewordene Wort , im Heiligen Geist Zugang zum Vater haben und der göttlichen Natur teilhaftig werden ( DV 2 ) .
=95=> Kte 52 Gott , der in unzugänglichem Licht wohnt ( 1 Tim 6,16 ) , will die Menschen , die er in Freiheit erschaffen hat , sein eigenes göttliches Leben mitteilen , um sie in seinem einzigen Sohn als Söhne anzunehmen [ Vgl . Eph 1,4-5. ] . Indem Gott sich offenbart , will er die Menschen befähigen , ihm zu antworten , ihn zu erkennen und ihn weit mehr zu lieben , als sie von sich aus imstande wären .
=96=> Kte 53 Der göttliche Offenbarungsratschluß verwirklicht sich in Taten und Worten , die innerlich miteinander verknüpft sind und einander erhellen ( DV 2 ) . In ihm liegt eine eigenartige göttliche Erziehungsweisheit : Gott teilt sich dem Menschen stufenweise mit ; er bereitet ihn etappenweise darauf vor , seine übernatürliche Selbstoffenbarung aufzunehmen , die in der Person und Sendung des fleischgewordenen Wortes Jesus Christus gipfelt . Der hl . Irenäus von Lyon spricht unter dem Bild der gegenseitigen Angewöhnung Gottes und des Menschen wiederholt von dieser göttlichen Pädagogik : Das Wort Gottes wohnte im Menschen und wurde zum Menschensohn , damit der Mensch sich gewöhne , Gott aufzunehmen , und Gott sich gewöhne , im Menschen zu wohnen nach dem Wohlgefallen des Vaters ( hær . 3,20,2 ) [ Vgl . z. B . hær . 3,17,1 ; 4,12,4 ; 4,21,3 ] .
=97=> II Die Stufen der Offenbarung
=98=> Kte 54 Gott , der durch das Wort alles erschafft und erhält , gewährt den Menschen in den geschaffenen Dingen ein ständiges Zeugnis von sich und hat , weil er den Weg des übernatürlichen Heiles eröffnen wollte , darüber hinaus sich selbst schon von Anfang an den Stammeltern kundgetan ( DV 3 ) . Er hat sie zu einer innigen Gemeinschaft mit sich berufen , indem er sie mit strahlender Gnade und Gerechtigkeit umkleidete .
=99=> Kte 55 Diese Offenbarung wurde durch die Sünde unserer Stammeltern nicht abgebrochen . Denn Gott hat sie nach ihrem Fall . . . durch die Verheißung der Erlösung zur Hoffnung auf das Heil [ wieder]aufgerichtet und ohne Unterlaß für das Menschengeschlecht gesorgt , um allen das ewige Leben zu geben , die in der Beharrlichkeit des guten Werkes nach dem Heil streben(DV 3 ) . Als der Mensch im Ungehorsam deine Freundschaft verlor und der Macht des Todes verfiel , hast du ihn dennoch nicht verlassen . . . Immer wieder hast du den Menschen deinen Bund angeboten ( MR , Viertes Hochgebet 118 ) .
=100=> Kte 56 Als durch die Sünde die Einheit des Menschengeschlechtes zerbrochen war , suchte Gott die Menschheit zunächst auf dem Weg über jedes einzelne Bruchstück zu retten . Im Bund , den er nach der Sintflut mit Noach schloß [ Vgl . Gen 9,9. ] , äußert sich der göttliche Heilswille gegenüber den Völkern , das heißt gegenüber den Menschen , die in ihren verschiedenen Ländern . . . , jedes nach seiner Sprache und seinen Sippenverbänden , geordnet sind ( Gen 10 , 5 ) . [ Vgl . Gen 10,20-31. ] .
=101=> Kte 57 Die zugleich kosmische , gesellschaftliche und religiöse Ordnung der Vielzahl der Völker [ Vgl . Apg 17,26-27 ] , die von der göttlichen Vorsehung der Obhut der Engel anvertraut wurde [ Vgl . Din 4,19 ; 32,8 LXX. ] soll den Stolz einer gefallenen Menschheit dämpfen , die in einmütiger Schlechtigkeit [ Vgl . Weish 10,5 ] sich selbst zu einer Einheit in der Art von Babel [ Vgl . Gen 11,4-6. ] machen möchte . Doch infolge der Sünde [ Vgl . Röm 1,18-25. ]droht diese vorläufige Ordnung immer wieder in die heidnische Abwegigkeit der Vielgötterei und der Vergötzung des Volkes und seines Führers abzugleiten .
=102=> Kte 58 Der Bund mit Noach bleibt so lange in Kraft , wie die Zeit der Völker dauert [ Vgl . Lk 2l,24. ] , bis zur Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt . Die Bibel verehrt einige große Gestalten der Völker : Abel den Gerechten , den Priesterkönig Melchisedek [ Vgl . Gen 14,18. ] als ein Abbild Christi [ Vgl . Hebr 7,3. ] , die gerechten Noach , Danel und Ijob ( Ez 14,14 ) . So bringt die Schrift zum Ausdruck , zu welch hoher Heiligkeit die gelangen können , die dem Noachbund entsprechend darauf harren , daß Christus kommt , die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln ( Joh 11,52 ) .
=103=> Kte 59 Um die versprengte Menschheit wieder zur Einheit zusammenzuführen , erwählt Gott Abram und ruft ihn aus seinem Land , von seiner Verwandtschaft und aus seinem Vaterhaus [ Vgl . Gen 12,1. ] , um ihn zu Abraham , das heißt zum Stammvater einer Menge von Völkern ( Gen 17,5 ) zu machen : In dir sollen gesegnet werden alle Völker der Erde ( Gen 12,3 LXX ) . [ 10 Vgl . Gal 3,8. ]
=104=> Kte 60 Das aus Abraham hervorgegangene Volk wird zum Träger der den Patriarchen gemachten Verheißung , zum auserwählten Volk [ Vgl . Röm 11,28. ] , das dazu berufen ist , die Sammlung aller Kinder Gottes in der Einheit der Kirche [ Vgl . Joh 11,52 ; 10,16. ] vorzubereiten . Dieses Volk wird zum Wurzelstock , dem die gläubig gewordenen Heiden eingepfropft werden [ Vgl . Röm 11,17-18:24 ] .
=105=> Kte 61 Die Patriarchen , die Propheten und weitere große Gestalten des Alten Testamentes wurden und werden in allen liturgischen Traditionen stets als Heilige verehrt .
=106=> Kte 62 In der Zeit nach den Patriarchen machte Gott Israel zu seinem Volk . Er befreite es aus der Sklaverei in Ägypten , schloß mit ihm den Sinaibund und gab ihm durch Mose sein Gesetz , damit es ihn als den einzigen , lebendigen und wahren Gott , den fürsorglichen Vater und gerechten Richter anerkenne , ihm diene und den verheißenen Erlöser erwarte [ Vgl . DV 3 ] .
=107=> Kte 63 Israel ist das priesterliche Volk Gottes [ Vgl . Ex 19,6. ] , über dem der Name des Herrn . . . ausgerufen ist ( Dtn 28,10 ) . Es ist das Volk derer , zu denen Gott zuerst gesprochen hat ( MR , Karfreitag 13 : große Fürbitte 6 ) , das Volk der älteren Brüder im Glauben Abrahams .
=108=> Kte 64 Durch die Propheten bildet Gott sein Volk heran in der Hoffnung auf das Heil , im Harren auf einen neuen , ewigen Bund , der für alle Menschen bestimmt ist [ Vgl . Jes 2,2-4. ] und in die Herzen geschrieben wird [ Vgl . Jer 31,31-34 ; Hebr 10,16. ] . Die Propheten künden eine radikale Erlösung des Gottesvolkes an , die Reinigung von allen seinen Vergehen [ Vgl . Ez 36 ] , ein Heil , das alle Völker umfassen wird [ Vgl . Jes 49,5-6 ; 53,11. ] . Vor allem die Armen und Demütigen des Herrn [ Vgl . Zef 2,3. ]werden zu Trägern dieser Hoffnung . Heilige Frauen wie Sara , Rebekka , Rahel , Mirjam , Debora , Hanna , Judit und Ester erhalten die Heilshoffnung Israels lebendig ; deren reinste Gestalt ist Maria . [ Vgl . Lk l,38. ]
=109=> III Christus Jesus - der Mittler und die Fülle der ganzen Offenbarung
=110=> Kte 65 Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten ; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn ( Hebr 1,1-2 ) . Christus , der menschgewordene Sohn Gottes , ist das vollkommene , unübertreffbare , eingeborene Wort des Vaters . In ihm sagt der Vater alles , und es wird kein anderes Wort geben als dieses . Das bringt der hl . Johannes vom Kreuz in seiner Auslegung von Hebr 1,1-2 lichtvoll zum Ausdruck : Seit er uns seinen Sohn geschenkt hat , der sein Wort ist , hat Gott uns kein anderes Wort zu geben . Er hat alles zumal in diesem einen Worte gesprochen Denn was er ehedem nur stückweise zu den Propheten geredet , das hat er nunmehr im ganzen gesprochen , indem er uns das Ganze gab , nämlich seinen Sohn . Wer demnach jetzt noch ihn befragen oder von ihm Visionen oder Offenbarungen haben wollte , der würde nicht bloß unvernünftig handeln , sondern Gott geradezu beleidigen , weil er seine Augen nicht einzig auf Christus richten würde , ohne jegliches Verlangen nach anderen oder neuen Dingen ( Carm . 2,22 ) .
=111=> Kte 66 Daher wird die christliche Heilsordnung , nämlich der neue und nun endgültige Bund , niemals vorübergehen , und es ist keine neue öffentliche Offenbarung mehr zu erwarten vor der glorreichen Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus ( DV 4 ) . Obwohl die Offenbarung abgeschlossen ist , ist ihr Inhalt nicht vollständig ausgeschöpft ; es bleibt Sache des christlichen Glaubens , im Lauf der Jahrhunderte nach und nach ihre ganze Tragweite zu erfassen .
=112=> Kte 67 Im Laufe der Jahrhunderte gab es sogenannte Privatoffenbarungen , von denen einige durch die kirchliche Autorität anerkannt wurden . Sie gehören jedoch nicht zum Glaubensgut . Sie sind nicht dazu da , die endgültige Offenbarung Christi zu vervollkommnen oder zu vervollständigen , sondern sollen helfen , in einem bestimmten Zeitalter tiefer aus ihr zu leben . Unter der Leitung des Lehramtes der Kirche weiß der Glaubenssinn der Gläubigen zu unterscheiden und wahrzunehmen , was in solchen Offenbarungen ein echter Ruf Christi oder seiner Heiligen an die Kirche ist . Der christliche Glaube kann keine Offenbarungen annehmen , die vorgeben , die Offenbarung , die in Christus vollendet ist , zu übertreffen oder zu berichtigen , wie das bei gewissen nichtchristlichen Religionen und oft auch bei gewissen neueren Sekten der Fall ist , die auf solchen Offenbarungen gründen .
=113=> Kte 68 Gott hat sich aus Liebe dem Menschen geoffenbart und geschenkt . Er gibt so eine übberreiche und endgültige Antwort auf die Fragen nach dem Sinn und Ziel des Lebens , die sich der Mensch stellt .
=114=> Kte 69 Gott offenbarte sich dem Menschen dadurch , daß er ihm sein Mysterium stufenweise durch Taten und Worte mitteilte .
=115=> Kte 70 Über seine Selbstbezeugung in den geschaffenen Dingen hinaus hat sich Gott selbst unseren Stammeltern kundgetan . Er sprach zu ihnen ; nach dem Sündenfall verhieß er ihnen das Heil [ Vgl . Gen 3,15. - 2 Vgl . Gen 9,16. - Vgl . Joh 14,6. ] und bot ihnen seinen Bund an .
=116=> Kte 71 Gott schloß mit Noach einen ewigen Bund , einen Bund zwischen sich und allen lebenden Wesen [ Vgl . Gen 9,16. ] . Solange die Welt dauert , dauert auch dieser Bund .
=117=> Kte 72 Gott erwälte Abraham und schloß mit ihm und seiner Nachkommenschaft einen Bund . Aus ihr bildete er sich ein Volk heran , dem er durch Mose das Gesetz offenbarte . Er bereitete dieses Volk durch die Propheten darauf vor , das für die ganze Menschheit bestimmte Heil zu empfangen .
=118=> Kte 73 Gott offenbarte sich ganz , indem er seinen eigenen Sohn sandte , in welchem er seinen Bund für immer schloß . Christus ist das endgültige Wort des Vaters , so daß es nach ihm keine weitere Offenbarung mehr geben wird .
=119=> Kte 74 Gott will , daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen ( 1 Tim 2,4 ) , das heißt zur Erkenntnis Jesu Christi [ Vgl . Joh 14,6. ] . Deshalb muß Christus allen Völkern und Menschen verkündet werden und die Offenbarung bis an die Grenzen der Erde gelangen . Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte , das sollte - so hat er in seiner großen Güte verfügt - auf ewig unversehrt fortdauern und allen Geschlechtern weitergegeben werden ( DV 7 ) .
=120=> I Die apostolische Überlieferung
=121=> Kte Die apostolische Predigt . . .
=122=> Kte 76 Dem Willen des Herrn entsprechend geschah die Weitergabe des Evangeliums auf zwei Weisen : - mündlich durch die Apostel , die in mündlicher Predigt , durch Beispiel und Einrichtungen das weitergaben , was sie entweder aus Christi Mund , im Umgang mit ihm und durch seine Werke empfangen oder unter der Eingebung des Heiligen Geistes gelernt hatten ; - schriftlich durch jene Apostel und apostolischen Männer , die unter der Inspiration desselben Heiligen Geistes die Botschaft vom Heil niederschrieben ( DV 7 ) .
=123=> Kte . . . weitergeführt in der apostolischen Sukzession
=124=> Kte 77 Damit aber das Evangelium in der Kirche stets unversehrt und lebendig bewahrt werde , haben die Apostel als ihre Nachfolger Bischöfe zurückgelassen , denen sie ihr eigenes Lehramt übergaben ( DV 7 ) . Denn es mußte die apostolische Predigt , die in den inspirierten Büchern in besonderer Weise ausgedrückt wird , in ununterbrochener Folge bis zur Vollendung der Zeiten bewahrt werden ( DV 8 ) .
=125=> Kte 78 Diese lebendige Weitergabe , die im Heiligen Geist geschieht , wird - als von der Heiligen Schrift verschieden , aber doch eng mit ihr verbunden - " Überlieferung " genannt . So setzt die Kirche in ihrer Lehre , ihrem Leben und ihrem Kult fort und übermittelt allen Geschlechtern alles , was sie selber ist , alles , was sie glaubt ( DV 8 ) . Die Aussagen der heiligen Väter bezeugen die lebendigmachende Gegenwart dieser Überlieferung , deren Reichtümer sich in Tun und Leben der glaubenden und betenden Kirche ergießen ( DV 8 ) .
=126=> Kte 79 So bleibt die Selbstmitteilung des Vaters durch sein Wort im Heiligen Geist in der Kirche zugegen und wirksam : Und so ist Gott , der einst gesprochen hat , ohne Unterlaß im Gespräch mit der Braut seines geliebten Sohnes , und der Heilige Geist , durch den die lebendige Stimme des Evangeliums in der Kirche und durch sie in der Welt widerhallt , führt die Gläubigen in alle Wahrheit ein und läßt das Wort Christi in Überfülle unter ihnen wohnen ( DV 8 ) .
=127=> II Die Beziehung zwischen der Überlieferung und der Heiligen Schrift
=128=> Kte Eine gemeinsame Quelle. .. .
=129=> Kte 80 Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift sind eng miteinander verbunden und haben aneinander Anteil . Demselben göttlichen Quell entspringend , fließen beide gewissermaßen in eins zusammen und streben demselben Ziel zu ( DV 9 ) . Beide machen in der Kirche das Mysterium Christi gegenwärtig und fruchtbar , der versprochen hat , bei den Seinen zu bleiben alle Tage bis zum Ende der Welt ( Mt 28,20 ) .
=130=> Kte . . . zwei verschiedene Arten der Weitergabe
=131=> Kte 81 Die Heilige Schrift ist Gottes Rede , insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet worden ist . Die Heilige Überlieferung aber gibt das Wort Gottes , das von Christus , dem Herrn , und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde , unversehrt an deren Nachfolger weiter , damit sie es unter der erleuchtenden Führung des Geistes der Wahrheit in ihrer Verkündigung treu bewahren , erklären und ausbreiten ( DV 9 ) .
=132=> Kte 82 So ergibt sich , daß die Kirche , der die Weitergabe und Auslegung der Offenbarung anvertraut ist , ihre Gewißheit über alles Geoffenbarte nicht aus der Heiligen Schrift allein schöpft . Daher sind beide mit dem gleichen Gefühl der Dankbarkeit und der gleichen Ehrfurcht anzunehmen und zu verehren ( DV 9 ) .
=133=> Kte 83 Die Überlieferung [ oder Tradition ] , von der wir hier sprechen , kommt von den Aposteln her und gibt das weiter , was diese der Lehre und dem Beispiel Jesu entnahmen und vom Heiligen Geist vernahmen . Die erste Christengeneration hatte ja noch kein schriftliches Neues Testament , und das Neue Testament selbst bezeugt den Vorgang der lebendigen Überlieferung . Die theologischen , disziplinären , liturgischen oder religiösen Überlieferungen [ oder Traditionen ] , die im Laufe der Zeit in den Ortskirchen entstanden , sind etwas anderes . Sie stellen an die unterschiedlichen Orte und Zeiten angepaßte besondere Ausdrucksformen der großen Überlieferung dar . Sie können in deren Licht unter der Leitung des Lehramtes der Kirche beibehalten , abgeändert oder auch aufgegeben werden .
=134=> III Die Auslegung des Glaubenserbes
=135=> Kte 84 Das in der Heiligen Überlieferung und in der Heiligen Schrift enthaltene heilige Erbe [ Vgl . Tim 6,20 ; 2Timl‘12-14. ] des Glaubens [ depositum fidei ] ist von den Aposteln der Kirche als ganzer anvertraut worden . Ihr anhängend verharrt das ganze heilige Volk , mit seinen Hirten vereint , ständig in der Lehre und Gemeinschaft der Apostel , bei Brotbrechen und Gebeten , so daß im Festhalten am überlieferten Glauben , in seiner Verwirklichung und in seinem Bekenntnis ein einzigartiger Einklang zwischen Vorstehern und Gläubigen zustande kommt ( DV 10 ) .
=136=> Kte 85 Die Aufgabe aber , das geschriebene oder überlieferte Wort Gottes authentisch auszulegen , ist allein dem lebendigen Lehramt der Kirche - das heißt den Bischöfen in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri , dem Bischof von Rom - anvertraut , dessen Vollmacht im Namen Jesu Christi ausgeübt wird ( DV 10 ) .
=137=> Kte 86 Das Lehramt steht also nicht über dem Wort Gottes , sondern dient ihm , indem es nur lehrt , was überliefert ist , da es ja dieses [ Wort Gottes ] nach göttlichem Auftrag und mit dem Beistand des Heiligen Geistes ehrfürchtig hört , heilig bewahrt und treu erklärt und all das , was es als von Gott geoffenbart zu glauben vorlegt , aus diesem einen Erbe des Glaubens schöpft ( DV 10 ) .
=138=> Kte 87 Die Gläubigen rufen sich das Wort Christi an die Apostel ins Gedächtnis : Wer euch hört , der hört mich ( Lk 10,16 ) [ Vgl . LG 20. ] und nehmen die Lehren und Weisungen , die ihnen ihre Hirten in verschiedenen Formen geben , willig an .
=139=> Kte 88 Das Lehramt der Kirche setzt die von Christus erhaltene Autorität voll ein , wenn es Dogmen definiert , das heißt wenn es in einer das christliche Volk zu einer unwiderruflichen Glaubenszustimmung verpflichtenden Form Wahrheiten vorlegt , die in der göttlichen Offenbarung enthalten sind oder die mit solchen Wahrheiten in einem notwendigen Zusammenhang stehen .
=140=> Kte 89 Unser geistliches Leben und die Dogmen stehen in organischer Verbindung . Die Dogmen sind Lichter auf unserem Glaubensweg , sie erhellen und sichern ihn . Umgekehrt werden durch ein rechtes Leben unser Verstand und unser Herz geöffnet , um das Licht der Glaubensdogmen aufzunehmen [ Vgl . Joh 8,31-32. ] .
=141=> Kte 90 Die wechselseitigen Verbindungen zwischen den Dogmen und ihr innerer Zusammenhang sind in der Offenbarung des Mysteriums Christi als ganze zu finden [ Vgl . 1. Vatikanisches K. : nexus mysteriorum : DS 3016 ; LG 25. ] . Es gibt eine Ordnung oder , Hierarchie‘ der Wahrheiten der katholischen Lehre , da ihr Zusammenhang mit dem Fundament des christlichen Glaubens verschieden ist . ( UR 11 ) .
=142=> Kte 91 Alle Gläubigen sind an der Erfassung und Weitergabe der geoffenbarten Wahrheit beteiligt . Sie haben die Salbung des Heiligen Geistes empfangen , der sie unterrichtet [ Vgl . 1 Joh 2,20. 27. ]und in die ganze Wahrheit führt [ Vgl . Joh 16,13. ] .
=143=> Kte 92 Die Gesamtheit der Gläubigen . . . kann im Glauben nicht fehlgehen , und diese ihre besondere Eigenschaft macht sie mittels des übernatürlichen Glaubenssinns des ganzen Volkes dann kund , wenn sie von den Bischöfen bis zu den letzten gläubigen Laien ihre allgemeine Übereinstimmung in Sachen des Glaubens und der Sitten äußert ( LG 12 ) .
=144=> Kte 93 Durch jenen Glaubenssinn nämlich , der vom Geist der Wahrheit geweckt und erhalten wird , hängt das Volk Gottes unter der Leitung des heiligen Lehramtes . . . dem einmal den Heiligen übergebenen Glauben unwiderruflich an , dringt mit rechtem Urteil immer tiefer in ihn ein und wendet ihn im Leben voller an ( LG 12 ) .
=145=> Kte 94 Dank des Beistands des Heiligen Geistes kann das Verständnis der Wirklichkeiten wie auch der Formulierungen des Glaubenserbes im Leben der Kirche wachsen : - " aufgrund des Nachsinnens und des Studiums der Gläubigen , die sie in ihrem Herzen erwägen " ( DV 8 ) ; insbesondere die theologische Forschung soll sich . . . um eine tiefe Erkenntnis der geoffenbarten Wahrheit bemühen ( GS 62,7)[Vgl. Gs 44,2 ; DV 23 ; 24 ; UR 4. ] ; - aufgrund der inneren Einsicht in die geistlichen Dinge , die sie erfahren ( DV 8 ) ; die göttlichen Worte wachsen mit den Lesenden ( Gregor d . Gr. , hom . Ez . 1,7,8 ) ; - aufgrund der Verkündigung derer , die mit der Nachfolge im Bischofsamt die sichere Gnadengabe der Wahrheit empfangen haben ( DV 8 ) .
=146=> Kte 95 Es zeigt sich also , daß die Heilige Überlieferung , die Heilige Schrift und das Lehramt der Kirche gemäß dem überaus weisen Ratschluß Gottes so miteinander verknüpft und einander zugesellt sind , daß das eine nicht ohne die anderen besteht und alle zusammen , jedes auf seine Weise , durch das Tätigsein des einen Heiligen Geistes wirksam zum Heil der Seelen beitragen ( DV 10,3 ) .
=147=> Kte 96 Was Christus den Aposteln anvertraut hatte , haben diese , vom Heiligen Geist inspiriert , in ihrer Predigt und schriftlich allen Generationen bis zur herrlichen Wiederkunft Christi weitergegeben .
=148=> Kte 97 Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden die eine der Kirche anvertraute heilige Hinterlassenschaft des Wortes Gottes ( DV 10 ) . Darin betrachtet die pilgernde Kirche wie in einem Spiegel Gott , den Quell all ihrer Reichtümer .
=149=> Kte 98 So setzt die Kirche in ihrer Lehre , ihrem Leben und ihrem Kult fort und übermittelt allen Geschlechtern alles , was sie selber ist , alles , was sie glaubt ( DV 8 ) .
=150=> Kte 99 Dank seinem übernatürlichen Glaubensinn empfängt das ganze Volk Gottes unablässig die Gabe der göttlichen Offenbarung , dringt tiefer in sie ein und lebt voller aus ihr .
=151=> Kte 100 Die Aufgabe , das Wort Gottes verbindlich auszulegen , wurde einzig dem Lehramt der Kirche , dem Papst und den in Gemeinschaft mit ihm stehenden Bischöfen anvertraut .
=152=> ARTIKEL 3 DIE HEILIGE SCHRIFT
=153=> I Christus - das einzige Wort der Heiligen Schrift
=154=> Kte 101 Um sich den Menschen zu offenbaren , spricht Gott in seiner entgegenkommenden Güte zu den Menschen in menschlichen Worten : Gottes Worte , durch Menschenzunge ausgedrückt , sind menschlicher Rede ähnlich geworden , wie einst des ewigen Vaters Wort durch die Annahme des Fleisches menschlicher Schwachheit den Menschen ähnlich geworden ist ( DV 13 ) .
=155=> Kte 102 Durch alle Worte der Heiligen Schrift sagt Gott nur ein Wort : sein eingeborenes Wort , in dem er sich selbst ganz aussagt [ Vgl . Hebr 1,1-3. ] : Das eine gleiche Wort Gottes erstreckt sich durch alle Schriften ; das eine gleiche Wort ertönt im Mund aller heiligen Schriftsteller . Da es im Anfang Gott bei Gott war , benötigt es keine Silben , denn es ist nicht zeitbedingt ( Augustinus , Psal . 103,4 , 1 ) .
=156=> Kte 103 Aus diesem Grund hat die Kirche die Heiligen Schriften immer verehrt wie den Leib des Herrn selbst . Sie reicht den Gläubigen ohne Unterlaß das Brot des Lebens , das sie vom Tisch des Wortes Gottes und des Leibes Christi empfängt. [Vgl . DV 21. ]
=157=> Kte 104 In der Heiligen Schrift findet die Kirche ständig ihre Nahrung und ihre Kraft [ Vgl . DV 24. ] , denn in ihr empfängt sie nicht nur ein menschliches Wort , sondern was die Heilige Schrift wirklich ist : das Wort Gottes [ Vgl . l Thess 2,13. ] . In den Heiligen Büchern kommt nämlich der Vater , der in den Himmeln ist , seinen Kindern liebevoll entgegen und hält mit ihnen Zwiesprache ( DV 21 ) .
=158=> II Inspiration und Wahrheit der Heiligen Schrift
=159=> Kte 105 Gott ist der Urheber [ Autor ] der Heiligen Schrift . Das von Gott Geoffenbarte , das in der Heiligen Schrift schriftlich enthalten ist und vorliegt , ist unter dem Anhauch des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden . Denn die heilige Mutter Kirche hält aufgrund apostolischen Glaubens die Bücher sowohl des Alten wie des Neuen Testamentes in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen für heilig und kanonisch , weil sie , auf Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben , Gott zum Urheber [ Autor ] haben und als solche der Kirche übergeben sind ( DV 11 ) .
=160=> Kte 106 Gott hat die menschlichen Verfasser [ Autoren ] der Heiligen Schrift inspiriert . Zur Abfassung der Heiligen Bücher aber hat Gott Menschen erwählt , die ihm durch den Gebrauch ihrer eigenen Fähigkeiten und Kräfte dazu dienen sollten , all das und nur das , was er - in ihnen und durch sie wirksam - selbst wollte , als wahre Verfasser [ Autoren ] schriftlich zu überliefern ( DV 11 ) .
=161=> Kte 107 Die inspirierten Bücher lehren die Wahrheit . Da also all das , was die inspirierten Verfasser oder Hagiographen aussagen , als vom Heiligen Geist ausgesagt gelten muß , ist von den Büchern der Schrift zu bekennen , daß sie sicher , getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren , die Gott um unseres Heiles willen in heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte ( DV 11 ) .
=162=> Kte 108 Der christliche Glaube ist jedoch nicht eine Buchreligion . Das Christentum ist die Religion des Wortes Gottes , nicht eines schriftlichen , stummen Wortes , sondern des menschgewordenen , lebendigen Wortes ( Bernhard , hom . miss . 4,11 ) . Christus , das ewige Wort des lebendigen Gottes , muß durch den heiligen Geist unseren Geist für das Verständnis der Schrift öffnen ( Lk 24,45 ) , damit sie nicht toter Buchstabe bleibe .
=163=> III Der Heilige Geist ist der Ausleger der Schrift
=164=> Kte 109 In der Heiligen Schrift spricht Gott zum Menschen nach Menschenweise . Um die Schrift gut auszulegen , ist somit auf das zu achten , was die menschlichen Verfasser wirklich sagen wollten und was Gott durch ihre Worte uns offenbaren wollte [ Vgl . DV 12,1. ] .
=165=> Kte 110 Um die Aussageabsicht der Schriftautoren zu erfassen , sind die Verhältnisse ihrer Zeit und ihrer Kultur , die zu der betreffenden Zeit üblichen literarischen Gattungen und die damals geläufigen Denk - , Sprech - und Erzählformen zu berücksichtigen . Denn die Wahrheit wird in Texten , die auf verschiedene Weise geschichtlich , prophetisch oder poetisch sind , oder in anderen Redegattungen jeweils anders dargelegt und ausgedrückt ( DV 12,2 ) .
=166=> Kte 111 Da aber die Heilige Schrift inspiriert ist , gibt es noch ein weiteres , nicht weniger wichtiges Prinzip zur richtigen Auslegung , ohne das die Schrift toter Buchstabe bliebe : Die Heilige Schrift ist in demselben Geist , in dem sie geschrieben wurde , auch zu lesen und auszulegen ( DV 12,3 ) . Für eine Auslegung der Schrift gemäß dem Geist , der sie inspiriert hat , gibt das Zweite Vatikanische Konzil drei Kriterien an [ Vgl . DV 12,3. ] :
=167=> Kte 1. 112 Sorgfältig auf den Inhalt und die Einheit der ganzen Schrift achten . Wie unterschiedlich auch die Bücher sind , aus denen sie sich zusammensetzt , bildet die Schrift doch eine Einheit aufgrund der Einheit des Planes Gottes , dessen Zentrum und Herz Jesus Christus ist . Seit Ostern ist dieses Herz geöffnet [ Vgl . Lk 24,25-27. 44-46] : Unter , Herz [ Vgl . Ps 22,15. ]Christi‘ ist die Heilige Schrift zu verstehen , die das Herz Christi kundtut . Dieses Herz war vor der Passion verschlossen , denn die Schrift war dunkel . Nach der Passion aber ist die Schrift geöffnet , damit diejenigen , die sie jetzt verstehen , erwägen und unterscheiden , wie die Weissagungen auszulegen sind ( Thomas v . A. , Psal . 21,11 ) .
=168=> Kte 2. 113 Die Schrift in der lebendigen Überlieferung der Gesamtkirche lesen . Einem Sinnspruch der Väter zufolge ist die Heilige Schrift eher ins Herz der Kirche als auf Pergament geschrieben . Die Kirche bewahrt ja in ihrer Überlieferung das lebendige Gedächtnis des Gotteswortes , und der Heilige Geist gibt ihr die geistliche Auslegung der Schrift",. . . nach dem geistlichen Sinn , den der Geist der Kirche schenkt " ( Origenes , hom . in Lev . 5,5 ) .
=169=> Kte 3. 114 Auf die Analogie des Glaubens achten [ Vgl . Röm 12,6. ] . Unter Analogie des Glaubens verstehen wir den Zusammenhang der Glaubenswahrheiten untereinander und im Gesamtplan der Offenbarung .
=170=> Kte 115 Nach einer alten Überlieferung ist der Sinn der Schrift ein doppelter : der wörtliche Sinn und der geistliche Sinn . Dieser letztere kann ein allegorischer , ein moralischer und ein anagogischer Sinn sein . Die tiefe Übereinstimmung dieser vier Sinngehalte sichert der lebendigen Lesung der Schrift in der Kirche ihren ganzen Reichtum .
=171=> Kte 117 Der geistliche Sinn . Dank der Einheit des Planes Gottes können nicht nur der Schrifttext , sondern auch die Wirklichkeiten und Ereignisse , von denen er spricht , Zeichen sein . 1. Der allegorische Sinn . Wir können ein tieferes Verständnis der Ereignisse gewinnen , wenn wir die Bedeutung erkennen , die sie in Christus haben . So ist der Durchzug durch das Rote Meer ein Zeichen des Sieges Christi und damit der Taufe [ Vgl . 1 Kor 10,2. ] . 2. Der moralische Sinn . Die Geschehnisse , von denen in der Schrift die Rede ist , sollen uns zum richtigen Handeln veranlassen . Sie sind uns als Beispiel . . . uns zur Warnung . . . aufgeschrieben ( 1 Kor 10,11 ) [ Vgl . Hebr 3,1 - 4,11. ] . 3. Der anagogische Sinn . Wir können Wirklichkeiten und Ereignisse in ihrer ewigen Bedeutung sehen , die uns zur ewigen Heimat hinaufführt [ griechisch : anagogé ] . So ist die Kirche auf Erden Zeichen des himmlischen Jerusalem [ Vgl . Offb 21,1-22,5. ] .
=172=> Kte 118 Ein Distichon des Mittelalters faßt die Bedeutung der vier Sinngehalte zusammen : Littera gesta docet , quid credas allegoria , Moralis quid agas , quo tendas anagogia . [ Der Buchstabe lehrt die Ereignisse ; was du zu glauben hast , die Allegorie ; die Moral , was du zu tun hast ; wohin du streben sollst , die Anagogie. ]
=173=> Kte 119 Aufgabe des Exegeten . . . ist es , nach diesen Regeln auf ein tieferes Verstehen und Erklären des Sinnes der Heiligen Schrift hinzuarbeiten , damit so gleichsam auf Grund wissenschaftlicher Vorarbeit das Urteil der Kirche reife . Alles das nämlich , was die Art der Schrifterklärung betrifft , untersteht letztlich dem Urteil der Kirche , die den göttlichen Auftrag und Dienst verrichtet , das Wort Gottes zu bewahren und auszulegen ( DV 12,3 ) . Ich würde selbst dem Evangelium keinen Glauben schenken , wenn mich nicht die Autorität der katholischen Kirche dazu bewöge ( Augustinus , fund . 5,6 ) .
=174=> IV Der Schriftkanon
=175=> Kte 120 Die apostolische Überlieferung ließ die Kirche unterscheiden , welche Schriften in das Verzeichnis der heiligen Bücher aufgenommen werden sollten [ Vgl . DV 8,3. ] . Diese vollständige Liste wird Kanon der Heiligen Schriften genannt . Danach besteht das Alte Testament aus 46 ( 45 , wenn man Jeremia und die Klagelieder zusammennimmt ) und das Neue Testament aus 27 Schriften [ Vgl . DS 179 ; 1334-1336 ; 1501-1504. ] : Altes Testament : Genesis , Exodus , Levitikus , Numeri , Deuteronomium , Josua , Richter , Rut , die zwei Bücher Samuel , die zwei Bücher der Könige , die zwei Bücher der Chronik , Esra und Nehemia , Tobit , Judit , Ester , die zwei Bücher der Makkabäer , Ijob , die Psalmen , die Sprichwörter , Kohelet , das Hohelied , die Weisheit , Jesus Sirach , Jesaja , Jeremia , die Klagelieder , Baruch , Ezechiel , Daniel , Hosea , Joël , Amos , Obadja , Jona , Micha , Nahum , Habakuk , Zefanja , Haggai , Sacharja , Maleachi . Neues Testament : Die Evangelien nach Matthäus , Markus , Lukas und Johannes , die Apostelgeschichte , die Paulusbriefe an die Römer , der erste und der zweite an die Korinther , an die Galater , an die Epheser , an die Philipper , an die Kolosser , der erste und der zweite an die Thessalonicher , der erste und der zweite an Timotheus , an Titus , an Philemon , der Hebräerbrief , der Jakobusbrief , der erste und der zweite Petrusbrief , die drei Briefe des Johannes , der Brief des Judas und die Offenbarung des Johannes .
=176=> Kte 121 Das Alte Testament ist ein unaufgebbarer Teil der Heiligen Schrift . Seine Bücher sind von Gott inspiriert und behalten einen dauernden Wert [ Vgl . DV 14. ] , denn der Alte Bund ist nie widerrufen worden .
=177=> Kte 122 Der Heilsplan des Alten Testamentes war vor allem darauf ausgerichtet , die Ankunft Christi , des Erlösers von allem , . . . vorzubereiten . Obgleich die Bücher des Alten Testamentes auch Unvollkommenes und Zeitbedingtes enthalten , zeugen sie dennoch von der Erziehungskunst der heilschaffenden Liebe Gottes : Sie enthalten erhabene Lehren über Gott , heilbringende Weisheit über das Leben des Menschen und wunderbare Gebetsschätze ; in ihnen ist schließlich das Geheimnis unseres Heils verborgen ( DV 15 ) .
=178=> Kte 123 Die Christen verehren das Alte Testament als wahres Wort Gottes . Den Gedanken , das Alte Testament aufzugeben , weil das Neue es hinfällig gemacht habe [ Markionismus ] , wies die Kirche stets entschieden zurück .
=179=> Kte 124 Das Wort Gottes , das Gottes Kraft zum Heil für jeden , der glaubt , ist , zeigt sich und entfaltet seine Kraft auf vorzügliche Weise in den Schriften des Neuen Testamentes ( DV 17 ) . Diese Schriften bieten uns die endgültige Wahrheit der göttlichen Offenbarung . Ihr zentrales Thema ist Jesus Christus , der menschgewordene Sohn Gottes , seine Taten , seine Lehre , sein Leiden und seine Verherrlichung sowie die Anfänge seiner Kirche unter dem Walten des Heiligen Geistes [ Vgl . DV 20. ] .
=180=> Kte 125 Die Evangelien sind das Herzstück aller Schriften als Hauptzeugnis für Leben und Lehre des fleischgewordenen Wortes , unseres Erlösers ( DV 18 ) .
=181=> Kte 126 Bei der Bildung der Evangelien lassen sich drei Stufen unterscheiden : 1. Das Leben und die Lehrtätigkeit Jesu . Die Kirche hält entschieden daran fest , daß die vier Evangelien , deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht , zuverlässig überliefern , was Jesus , der Sohn Gottes , in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag , da er [ in den Himmel ] aufgenommen wurde . 2. Die mündliche Überlieferung . Die Apostel haben nach dem Aufstieg des Herrn das , was er selbst gesagt und getan hatte , ihren Hörern mit jenem volleren Verständnis überliefert , über das sie , durch die wunderbaren Ereignisse um Christus unterwiesen und durch das Licht des Geistes der Wahrheit belehrt , verfügten . 3. Die Abfassung der Evangelien . Die heiligen Verfasser aber haben die vier Evangelien geschrieben , indem sie manches aus dem vielen auswählten , das entweder mündlich oder schon schriftlich überliefert war , indem sie anderes zusammenfaßten oder mit Rücksicht auf den Stand der Kirchen erklärten , indem sie schließlich die Form der Verkündigung beibehielten , [ doch ] immer so , daß sie uns Wahres und Auf-richtiges über Jesus mitteilten ( DV 19 ) .
=182=> Kte 127 Das viergestaltige Evangelium nimmt in der Kirche eine einzigartige Stellung ein . Dies bezeugen seine Verehrung in der Liturgie und die unvergleichliche Anziehungskraft , die es jederzeit auf die Heiligen ausübte . Es gibt keine Lehre , die besser , kostbarer und herrlicher wäre als der Text des Evangeliums . Seht und haltet fest , was unser Herr und Meister , Christus , in seinen Worten gelehrt und in seinen Taten gewirkt hat ( Cäsaria die Jüngere ) . Vor allem das Evangelium spricht mich während meiner inneren Gebete an ; in ihm finde ich alles , was meiner armen Seele nottut . Ich entdecke darin stets neue Einsichten , verborgene , geheimnisvolle Sinngehalte ( Theresia vom Kinde Jesu , ms . autob . A 83v ) .
=183=> Kte 128 Schon zur Zeit der Apostel [ Vgl . 1 Kor 10,6:11 ; Hebr 10,1 ; 1 Petr 3,21. ]und sodann in ihrer ganzen Überlieferung wurde die Einheit des göttlichen Plans in den beiden Testamenten von der Kirche durch die Typologie verdeutlicht . Diese findet in den Werken Gottes im Alten Bund Vorformen [ Typologien ] dessen , was Gott dann in der Fülle der Zeit in der Person seines menschgewordenen Wortes vollbracht hat .
=184=> Kte 129 Die Christen lesen also das Alte Testament im Licht Christi , der gestorben und auferstanden ist . Diese typologische Lesung fördert den unerschöpflichen Sinngehalt des Altes Testamentes zutage . Sie darf nicht vergessen lassen , daß dieses einen eigenen Offenbarungswert behält , den unser Herr selbst ihm zuerkannt hat [ Vgl . Mk 12,29-31. ] . Im übrigen will das Neue Testament auch im Licht des Alten Testamentes gelesen sein . Die christliche Urkatechese hat beständig auf dieses zurückgegriffen [ Vgl . 1 Kor 5,6-8 ; 10,1-11. ] . Einem alten Sinnspruch zufolge ist das Neue Testament im Alten verhüllt , das Alte im Neuen enthüllt : Novum in Vetere latet et in Novo Vetus patet ( Augustinus , Hept . 2,73 ) [ Vgl . DV 16. ] .
=185=> Kte 130 Die Typologie bedeutet das Hindrängen des göttlichen Plans auf seine Erfüllung , bis schließlich Gott alles in allen sein wird ( 1 Kor 15,28 ) . Zum Beispiel verlieren die Berufung der Patriarchen und der Auszug aus Agypten nicht dadurch ihren Eigenwert im Plan Gottes , daß sie darin auch Zwischenstufen sind .
=186=> V Die Heilige Schrift im Leben der Kirche
=187=> Kte 131 Dem Wort Gottes aber wohnt eine so große Macht und Kraft inne , daß es für die Kirche Stütze und Leben und für die Kinder der Kirche Glaubensstärke , Seelenspeise und reiner , unversiegbarer Quell des geistlichen Lebens ist ( DV 21 ) . Der Zugang zur Heiligen Schrift muß für die Christ-gläubigen weit offenstehen ( DV 22 ) .
=188=> Kte 132 Das Studium der Heiligen Schrift sei gleichsam die Seele der heiligen Theologie . Aber auch der Dienst des Wortes , nämlich die pastorale Verkündigung , die Katechese und alle christliche Unterweisung , in der die liturgische Homilie einen hervorragenden Platz haben muß , holt aus demselben Wort der Schrift gesunde Nahrung und heilige Kraft ( DV 24 ) .
=189=> Kte 133 Die Kirche ermahnt . . . alle Christgläubigen . . . besonders eindringlich , durch häufige Lesung der Göttlichen Schriften , die , überragende Erkenntnis Jesu Christi‘ ( Phil 3,8 ) zu erlangen . , Unkenntnis der Schriften ist nämlich Unkenntnis Christi‘ ( Hieronymus , Is . prol. ) ( DV 25 ) .
=190=> Kte 134 Die ganze Heilige Schrift ist ein einziges Buch , und dieses eine Buch ist Christus , denn die ganze göttliche Schrift spricht von Christus , und die ganze göttliche Schrift geht in Christus in Erfüllung ( Hugo v . Sankt Viktor , Noe 2,8 ) .
=191=> Kte 135 Die Heiligen Schriften enthalten das Wort Gottes , und weil inspiriert , sind sie wahrhaft Wort Gottes ( DV 24. )
=192=> Kte 136 Gott ist der Urheber [ Autor ] der Heiligen Schrift : er hat ihre menschlichen Verfasser [ Autoren ] inspiriert ; er handelt in ihnen und durch sie . Er verbürgt somit , daß ihre Schrifte die Heilswarheit irrtumsfrei lehren [ Vgl . DV 11. ] .
=193=> Kte 137 Die Auslegung der inspirierten Schriften muß vor allem auf das achten , was Gott durch die heiligen Verfasser zu unserem Heil sagen will . Was vom Geiste kommt , kann nur durch das Wirken des Geistes voll verstanden werden ( Origenes , hom . in Ex 4,5 ) .
=194=> Kte 138 Die 46 Bücher des Alten und die 27 Bücher des Neuen Testamentes werden von der Kirche als inspiriert angenommen und verehrt .
=195=> Kte 139 Die vier Evangelien nehmen eine zentrale Stellung ein , weil Jesus Christus ihre Mitte ist .
=196=> Kte 140 Die Einheit der beiden Testamente ergibt sich der Einheit des Planes und der Offenbarung Gottes . Das Alte Testament bereitet das Neue vor , während dieses das Alte vollendet . Beide erhellen einander ; beide sind wahres Wort Gottes .
=197=> Kte 141 Die Kirche hat die Göttlichen Schriften wie auch den Herrenlieb selbst immer verehrt ( DV 21 ) . Beide nähren und bestimmen das ganze christliche Leben . Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte , ein Licht für meine Pfade ( Ps 119 , 105 ) [ Vgl . Jes 50,4. ] .
=198=> Kte 142 Durch seine Offenbarung redet . . . der unsichtbare Gott aus dem Übermaß seiner Liebe die Menschen wie Freunde an und verkehrt mit ihnen , um sie in die Gemeinschaft mit sich einzuladen und in sie aufzunehmen ( DV 2 ) . Die dieser Einladung angemessene Antwort ist der Glaube .
=199=> Kte 143 Durch den Glauben ordnet der Mensch seinen Verstand und seinen Willen völlig Gott unter . Er gibt Gott , der sich offenbart , mit seinem ganzen Wesen seine Zustimmung [ Vgl . DV 5. ] . Die Heilige Schrift nennt diese Antwort des Menschen auf den sich offenbarenden Gott Glaubensgehorsam [ Vgl . Röm 1,5 ; 16,26. ] .
=200=> ARTIKEL 4 ICH GLAUBE
=201=> I Der Glaubensgehorsam
=202=> Kte 144 Im Glauben gehorchen [ ob-audire ] heißt , sich dem gehörten Wort in Freiheit unterwerfen , weil dessen Wahrheit von Gott , der Wahrheit selbst , verbürgt ist . Als das Vorbild dieses Gehorsams stellt die Heilige Schrift uns Abraham vor Augen . Die Jungfrau Maria verwirklicht ihn am vollkommensten .
=203=> Kte Abraham - der Vater aller Glaubenden
=204=> Kte 145 In seiner Lobrede auf den Glauben der Vorfahren betont der Hebräerbrief ganz besonders den Glauben Abrahams : Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf , wegzuziehen in ein Land , das er zum Erbe erhalten sollte ; und er zog weg , ohne zu wissen , wohin er kommen würde ( Hebr 11 , 8 ) [ Vgl . Gen 12,1-4. ] . Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder und Pilger im verheißenen Land [ Vgl . Gen 23,4. ] auf . Aufgrund des Glaubens empfing Sara den verheißenen Sohn . Aufgrund des Glaubens endlich brachte Abraham seinen einzigen Sohn als Opfer dar [ Vgl . Hebr 11,7. ] .
=205=> Kte 146 Abraham verkörpert somit die Definition des Glaubens , die der Hebräerbrief vorlegt : Glaube ist Feststehen in dem , was man erhofft , Überzeugtsein von Dingen , die man nicht sieht ( Hebr 11 , 1 ) . Abraham glaubte Gott , und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet ( Röm 4,3 ) [ Vgl . Gen 15,6. ] . Weil er stark im Glauben war ( Röm 4,20 ) , ist Abraham zum Vater aller , die . . . glauben , geworden ( Röm 4,11 ) [ Vgl . Röm 4,18 ; Gen 15,5. ] .
=206=> Kte 147 Das Alte Testament ist reich an Zeugnissen solchen Glaubens . Der Hebräerbrief hält eine Lobrede auf den vorbildlichen Glauben der Vorfahren , der ihnen ein ruhmvolles Zeugnis verschaffte ( Hebr 11,2 ) [ Vgl . Hebr 11,39. ] . Doch Gott hatte für uns etwas Besseres vorgesehen ( Hebr 11,40) : die Gnade , an seinen Sohn Jesus zu glauben , an den Urheber und Vollender des Glaubens ( Hebr 12,2 ) .
=207=> Kte Maria - Selig ist die , die geglaubt hat !
=208=> Kte 148 Die Jungfrau Maria übt den vollkommensten Glaubensgehorsam . Da sie glaubte , daß für Gott nichts unmöglich ist ( Lk 1,37 ) [ Vgl . Gen 18,14. ] , nahm sie die vom Engel gebrachte Ankündigung und Verheißung im Glauben entgegen und gab ihre Einwilligung : Siehe , ich bin die Magd des Herrn ; mir geschehe nach deinem Wort ( Lk 1,38 ) . Elisabet begrüßte sie : Selig ist die , die geglaubt hat , daß sich erfüllt , was der Herr ihr sagen ließ ( Lk 1,45 ) . Um dieses Glaubens willen werden alle Geschlechter sie seligpreisen [ Vgl . Lk 1,48. ] .
=209=> Kte 149 Während ihres ganzen Lebens , auch in ihrer letzten Prüfung [ Vgl . Lk 2,35. ] , als Jesus , ihr Sohn , am Kreuz starb , wankte ihr Glaube nicht . Maria gab ihren Glauben , daß das Wort Gottes in Erfüllung gehen wird , nie auf . Darum verehrt die Kirche in Maria die lauterste Glaubensgestalt .
=210=> II Ich weiß , wem ich Glauben geschenkt habe
=211=> Kte 150 Der Glaube ist eine persönliche Bindung des Menschen an Gott und zugleich , untrennbar davon , freie Zustimmung zu der ganzen von Gott geoffenbarten Wahrheit . Als persönliche Bindung an Gott und Zustimmung zu der von ihm geoffenbarten Wahrheit unterscheidet sich der christliche Glaube von dem Glauben , den man einem Menschen schenkt . Sich ganz Gott anheimzugeben und das , was er sagt , absolut zu glauben , ist richtig und gut . Nichtig und falsch wäre es hingegen , einem Geschöpf einen solchen Glauben zu schenken [ Vgl . Jer 17,5-6. ] .
=212=> Kte An Jesus Christus , den Sohn Gottes , glauben
=213=> Kte 152 Man kann nicht an Jesus Christus glauben , ohne an seinem Geist Anteil zu haben : Der Heilige Geist offenbart den Menschen , wer Jesus ist . Keiner kann sagen : Jesus ist der Herr ! , wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet ( 1 Kor 12,3 ) . Der Geist ergründet nämlich alles , auch die Tiefen Gottes . . . So erkennt auch keiner Gott nur der Geist Gottes(1 Kor 2,10-11 ) . Gott allein kennt Gott ganz . Wir glauben an den Heiligen Geist , weil er Gott ist . Die Kirche bekennt unaufhörlich ihren Glauben an den einen Gott , den Vater , den Sohn und den Heiligen Geist .
=214=> III Die Merkmale des Glaubens Der Glaube ist eine Gnade
=215=> Kte 153 Als Petrus bekennt , daß Jesus der Messias , der Sohn des lebendigen Gottes ist , sagt Jesus zu ihm : Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart , sondern mein Vater im Himmel ( Mt 16 , 17 ) [ Vgl . Gal 1,15 ; Mt 11,25. ] . Der Glaube ist ein Geschenk Gottes , eine von ihm eingegossene übernatürliche Tugend . Damit dieser Glaube geleistet wird , bedarf es der zuvorkommenden und helfenden Gnade Gottes und der inneren Hilfen des Heiligen Geistes , der das Herz bewegen und zu Gott umkehren , die Augen des Verstandes öffnen und , allen die Freude verleihen soll , der Wahrheit zuzustimmen und zu glauben‘ ( DV 5 ) .
=216=> Kte 154 Nur durch die Gnade und den inneren Beistand des Heiligen Geistes ist man imstande , zu glauben . Und doch ist Glauben ein wahrhaft menschlicher Akt . Es widerspricht weder der Freiheit noch dem Verstand des Menschen , Gott Vertrauen zu schenken und den von ihm geoffenbarten Wahrheiten zuzustimmen . Schon in den menschlichen Beziehungen verstößt es nicht gegen unsere Würde , das , was andere Menschen uns über sich selbst und ihre Absichten sagen , zu glauben , ihren Versprechen Vertrauen zu schenken ( z . B . wenn ein Mann und eine Frau heiraten ) und so mit ihnen in Gemeinschaft zu treten . Folglich verstößt es erst recht nicht gegen unsere Würde , dem offenbarenden Gott im Glauben vollen Gehorsam des Verstandes und des Willens zu leisten ( 1. Vatikanisches K. : DS 3008 ) und so in enge Gemeinschaft mit ihm zu treten .
=217=> Kte 155 Beim Glauben wirken Verstand und Wille des Menschen mit der göttlichen Gnade zusammen : Glauben ist ein Akt des Verstandes , der auf Geheiß des von Gott durch die Gnade bewegten Willens der göttlichen Wahrheit bei-stimmt ( Thomas v . A. , s . th . 2-2,2,9 ) [ Vgl . Vatikanisches K. : DS 3010. ] .
=218=> Kte 156 Der Beweggrund , zu glauben , liegt nicht darin , daß die geoffenbarten Wahrheiten im Licht unserer natürlichen Vernunft wahr und einleuchtend erscheinen . Wir glauben wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst , der weder sich täuschen noch täuschen kann ( 1. Vatikanisches K. :DS 3008 ) . Damit nichtsdestoweniger der Gehorsam unseres Glaubens mit der Vernunft übereinstimmend sei , wollte Gott , daß mit den inneren Hilfen des Heiligen Geistes äußere Beweise seiner Offenbarung verbunden werden ( ebd. : DS 3009 ) . So sind die Wunder Christi und der Heiligen [ Vgl . Mk 16,20 ; Hebr 2,4. ] , die Weissagungen , die Ausbreitung und Heiligkeit der Kirche , ihre Fruchtbarkeit und ihr Fortbestehen ganz sichere und dem Erkenntnisvermögen aller angepaßte Zeichen der göttlichen Offenbarung ( DS 3009 ) , Beweggründe der Glaubwürdigkeit [ Vgl . DS 3013. ] , die zeigen , daß die Zustimmung zum Glauben keineswegs eine blinde Regung des Herzens ist ( DS 3010 ) .
=219=> Kte 157 Der Glaube ist gewiß , gewisser als jede menschliche Erkenntnis , denn er gründet auf dem Wort Gottes , das nicht lügen kann . Zwar können die geoffenbarten Wahrheiten der menschlichen Vernunft und Erfahrung dunkel erscheinen , aber die Gewißheit durch das göttliche Licht ist größer als die Gewißheit durch das Licht der natürlichen Vernunft ( Thomas v . A. , s . th . 2-2,171,5 , obj . 3 ) . Zehntausend Schwierigkeiten machen keinen einzigen Zweifel aus ( J . H . Newman , apol. ) .
=220=> Kte 158 Der Glaube sucht zu verstehen ( Anselm , prosl . prooem. ) . Wer wirklich glaubt , sucht den , in den er seinen Glauben setzt , besser zu erkennen und das von ihm Geoffenbarte besser zu verstehen . Eine tiefere Erkenntnis wiederum wird einen stärkeren , immer mehr von Liebe beseelten Glauben hervorrufen . Die Gnade des Glaubens öffnet die Augen des Herzens ( Eph 1,18 ) zu einem lebendigen Verständnis der Offenbarungsinhalte , das heißt der Gesamtheit des Ratschlusses Gottes und der Mysterien des Glaubens sowie ihres Zusammenhangs miteinander und mit Christus , dem Zentrum des geoffenbarten Mysteriums . Damit das Verständnis der Offenbarung immer tiefer werde , vervollkommnet der Heilige Geist den Glauben ständig durch seine Gaben ( DV 5 ) . Es verhält sich so , wie der hl . Augustinus gesagt hat : Ich glaube , um zu verstehen , und ich verstehe , um besser zu glauben ( serm . 43,7,9 ) .
=221=> Kte 159 Glaube und Wissenschaft . Auch wenn der Glaube über der Vernunft steht , so kann es dennoch niemals eine wahre Unstimmigkeit zwischen Glauben und Vernunft geben : denn derselbe Gott , der die Geheimnisse offenbart und den Glauben eingießt , hat in den menschlichen Geist das Licht der Vernunft gelegt ; Gott aber kann sich nicht selbst verleugnen , noch ( kann ] jemals Wahres Wahrem widersprechen ( 1. Vatikanisches K. : DS 3017 ) . Deshalb wird die methodische Forschung in allen Disziplinen , wenn sie in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den sittlichen Normen vorgeht , niemals dem Glauben wahrhaft widerstreiten , weil die profanen Dinge und die Dinge des Glaubens sich von demselben Gott herleiten . Ja , wer bescheiden und ausdauernd die Geheimnisse der Dinge zu erforschen versucht , wird , auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist , gleichsam an der Hand Gottes geführt , der alle Dinge trägt und macht , daß sie das sind , was sie sind ( GS 36,2 ) .
=222=> Kte 160 Damit der Glaube menschlich sei , soll der Mensch freiwillig durch seinen Glauben Gott antworten ; darum darf niemand gegen seinen Willen zur Annahme des Glaubens gezwungen werden . . . Denn der Glaubensakt ist seiner eigenen Natur nach freiwillig ( DH 10 ) [ Vgl . [ link ] CIC . can . 748 , §2. ] . Gott ruft die Menschen zu seinem Dienst im Geiste und in der Wahrheit , und sie werden deshalb durch diesen Ruf im Gewissen verpflichtet , aber nicht gezwungen . . . Dies aber ist vollendet in Christus Jesus erschienen ( DH 11 ) . Christus hat wohl zum Glauben und zur Bekehrung eingeladen , aber keineswegs gezwungen . Er gab der Wahrheit Zeugnis , und dennoch wollte er sie denen , die ihr widersprachen , nicht mit Gewalt aufdrängen . Sein Reich . . . wächst in der Kraft der Liebe , in der Christus , am Kreuz erhöht , die Menschen an sich zieht ( DH 11 ) .
=223=> Kte 161 An Jesus Christus und an den zu glauben , der ihn um unseres Heiles willen gesandt hat , ist notwendig , um zum Heil zu gelangen [ Vgl . z . B . Mk 16,16 ; Joh 3,36 ; 6,40. ] . Weil es aber , ohne Glauben unmöglich ist , Gott zu gefallen‘ ( Hebr 11,6 ) und zur Gemeinschaft seiner Söhne zu gelangen , so wurde niemandem jemals ohne ihn Rechtfertigung zuteil , und keiner wird das ewige Leben erlangen , wenn er nicht in ihm , ausgeharrt hat bis ans Ende‘ ( Mt 10,22 ; 24,13 ) ( 1. Vatikanisches K. : DS 3012 ) [ Vgl . K . v . Trient : DS 1532. ] .
=224=> Kte 162 Der Glaube ist ein Gnadengeschenk , das Gott dem Menschen gibt . Wir können dieses unschätzbare Geschenk verlieren . Der hl . Paulus macht Timotheus darauf aufmerksam : Kämpfe den guten Kampf , gläubig und mit reinem Gewissen . Schon manche haben die Stimme ihres Gewissens mißachtet und haben im Glauben Schiffbruch erlitten ( 1 Tim 1 , 18-19 ) . Um im Glauben zu leben , zu wachsen und bis ans Ende zu verharren , müssen wir ihn durch das Wort Gottes nähren und den Herrn anflehen , ihn zu mehren [ Vgl . Mk 9,24 ; Lk 17,5 ; 22,32. ] . Er muß in der Liebe wirksam ( Gal 5 , 6)[Vgl. Jak 2,14-26. ] , von der Hoffnung getragen [ Vgl . Röm 15,13. ]und im Glauben der Kirche verwurzelt sein .
=225=> Kte Der Glaube - Beginn des ewigen Lebens
=226=> Kte 163 Der Glaube läßt uns schon im voraus die Freude und das Licht der beseligenden Gottesschau genießen , die das Ziel unseres irdischen Weges ist . Wir werden dann Gott von Angesicht zu Angesicht ( 1 Kor 13,12 ) , wie er ist ( 1 Joh 3,2 ) , sehen . Der Glaube ist somit schon der Beginn des ewigen Lebens . Wir erwarten den Genuß der uns aus Gnade verheißenen Güter . Wenn wir sie im Glauben wie in einem Spiegel betrachten , sind sie uns schon gegenwärtig ( Basilius , Spir . 15,36 ) [ Vgl . Thomas v . A. , s . th . 2-2,4,1. ] .
=227=> Kte 164 Jetzt aber gehen wir als Glaubende . . . unseren Weg , nicht als Schauende ( 2 Kor 5,7 ) , und erkennen Gott wie in einem Spiegel , rätselhaft und unvollkommen [ Vgl . 1 Kor 13,12. ] . Der Glaube wird von Gott , auf den er sich richtet , erhellt ; dennoch wird er oft im Dunkel gelebt . Der Glaube kann auf eine harte Probe gestellt werden . Die Welt , in der wir leben , scheint von dem , was der Glaube uns versichert , oft sehr weit entfernt . Die Erfahrungen des Bösen und des Leidens , der Ungerechtigkeiten und des Todes scheinen der Frohbotschaft zu widersprechen . Sie können den Glauben erschüttern und für ihn zur Versuchung werden .
=228=> Kte 165 Dann müssen wir uns den Glaubenszeugen zuwenden : Abraham , der gegen alle Hoffnung voll Hoffnung glaubte ( Röm 4,18 ) ; der Jungfrau Maria , die auf dem Pilgerweg des Glaubens ( LG 58 ) sogar in die Nacht des Glaubens ( Johannes Paul II. , Enz . Redemptoris Mater 18 ) hineinging , indem sie am Leiden ihres Sohnes und der Nacht seines Grabes Anteil nahm ; und vielen weiteren Zeugen des Glaubens : Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt , wollen auch wir alle Last und die Fesseln der Sünde abwerfen . Laßt uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen , der uns aufgetragen ist , und dabei auf Jesus blicken , den Urheber und Vollender des Glaubens ( Hebr 12,1-2 ) .
=229=> ARTIKEL 5 WIR GLAUBEN
=230=> Kte 166 Der Glaube ist ein persönlicher Akt : die freie Antwort des Menschen auf die Einladung des sich offenbarenden Gottes . Doch der Glaube ist kein isolierter Akt . Niemand kann für sich allein glauben , wie auch niemand für sich allein leben kann . Niemand hat sich selbst den Glauben gegeben , wie auch niemand sich selbst das Leben gegeben hat . Der Glaubende hat den Glauben von anderen empfangen ; er muß ihn anderen weitergeben . Unsere Liebe zu Jesus und den Menschen drängt uns , zu anderen von unserem Glauben zu sprechen . Jeder Glaubende ist so ein Glied in der großen Kette der Glaubenden . Ich kann nicht glauben , wenn ich nicht durch den Glauben anderer getragen bin , und ich trage durch meinen Glauben den Glauben anderer mit .
=231=> Kte 167 Ich glaube ( Apostolisches Glaubensbekenntnis) : das ist der Glaube der Kirche , wie ihn jeder Glaubende , vor allem bei der Taufe , persönlich bekennt . Wir glauben ( Glaubensbekenntnis von Augsburg-Universit gr. ) : das ist der Glaube der Kirche , wie ihn die zum Konzil versammelten Bischöfe oder , allgemeiner , die zur Liturgie versammelten Gläubigen bekennen . Ich glaube : So spricht auch die Kirche , unsere Mutter , die durch ihren Glauben Gott antwortet und uns sagen lehrt : Ich glaube , wir glauben .
=232=> I Herr , schau auf den Glauben deiner Kirche
=233=> Kte 168 Zunächst ist es die Kirche , die glaubt und so meinen Glauben trägt , nährt und stützt . Zunächst ist es die Kirche , die den Herrn überall bekennt ( " Dich preist über das Erdenrund die heilige Kirche " , singen wir im Hymnus Te Deum ) , und mit ihr und in ihr kommen auch wir dazu , ebenfalls zu bekennen : Ich glaube , wir glauben . Durch die Kirche empfangen wir in der Taufe den Glauben und das neue Leben in Christus . Im römischen Ritus fragt der Taufspender den Täufling : Was erbittest du von der Kirche Gottes ? Die Antwort lautet : Den Glauben - Was gibt dir der Glaube ? - Das ewige Leben ( RR , OBA ) .
=234=> Kte 169 Das Heil kommt von Gott allein , aber weil wir das Leben des Glaubens durch die Kirche empfangen , ist sie unsere Mutter : Wir glauben die Kirche als die Mutter unserer Wiedergeburt , und nicht an die Kirche , als ob sie die Urheberin unseres Heils wäre ( Faustus v . Riez , Spir . 1,2 ) . Als unsere Mutter ist sie auch unsere Erzieherin im Glauben .
=235=> II Die Sprache des Glaubens
=236=> Kte 170 Wir glauben nicht an Formeln , sondern an die Wirklichkeiten , die diese ausdrücken und die der Glaube uns zu berühren erlaubt . Der Akt des Glaubenden hat seinen Zielpunkt nicht bei der Aussage , sondern bei der [ ausgesagten ] Wirklichkeit ( Thomas v . A. , s . th . 2-2,1,2 , ad 2 ) . Doch wir nähern uns diesen Wirklichkeiten mit Hilfe der Glaubensformeln . Diese ermöglichen , den Glauben auszudrücken und weiterzugeben , ihn in Gemeinschaft zu feiern , ihn uns anzueignen und immer mehr aus ihm zu leben .
=237=> Kte 171 Als die Säule und das Fundament der Wahrheit ( 1 Tim 3,15 ) bewahrt die Kirche treu den überlieferten Glauben , der den Heiligen ein für allemal anvertraut ist ( Jud 3 ) . Sie behält die Worte Christi im Gedächtnis ; sie gibt das Glaubensbekenntnis der Apostel von Generation zu Generation weiter . Wie eine Mutter , die ihre Kinder sprechen und damit zu verstehen und zusammenzuleben lehrt , lehrt uns die Kirche , unsere Mutter , die Sprache des Glaubens , um uns in das Verständnis und das Leben des Glaubens einzuführen .
=238=> III Ein einziger Glaube
=239=> Kte 172 Seit Jahrhunderten bekennt die Kirche in all den vielen Sprachen , Kulturen , Völkern und Nationen ihren einzigen , vom einen Herrn empfangenen , durch eine einzige Taufe weitergegebenen Glauben , der in der Überzeugung wurzelt , daß alle Menschen nur einen Gott und Vater haben [ Vgl . Eph 4,4-6. ] . Der hl . Irenäus von Lyon , ein Zeuge dieses Glaubens , erklärt :
=240=> Kte 173 Die Kirche erstreckt sich über die ganze Welt bis an die äußersten Grenzen der Erde . Sie hat von den Aposteln und ihren Schülern den Glauben empfangen . . . und bewahrt [ diese Botschaft und diesen Glauben ] , wie sie sie empfangen hat , als ob sie in einem einzigen Hause wohnte , glaubt so daran , als ob sie nur eine Seele und ein Herz hätte , und verkündet und überliefert ihre Lehre so einstimmig , als ob sie nur einen Mund hätte ( hær . 1,10,1-2 ) .
=241=> Kte 174 Und wenn es auch auf der Welt verschiedene Sprachen gibt , so ist doch die Geltung der Überlieferung ein und dieselbe . Die in Germanien gegründeten Kirchen glauben und überliefern nicht anders als die in Spanien oder bei den Kelten , als die im Orient oder in Ägypten , die in Libyen oder in der Mitte der Welt ( ebd. ) . Wahr und zuverlässig ist die Botschaft der Kirche , denn bei ihr erscheint in der gesamten Welt ein und derselbe Weg zum Heil " ( hær . 5,20,1 ) .
=242=> Kte 175 Diesen Glauben , den wir von der Kirche empfangen haben , behüten wir sorgfältig . Wie ein kostbarer Schatz , der in einem ausgezeichneten Gefäß verschlossen ist , wird der Glaube durch die Wirkung des Geistes Gottes immer verjüngt und verjüngt das Gefäß , das ihn enthält ( hær . 3,24,1 ) .
=243=> Kte 176 Der Glaube ist eine persönliche Bindung des ganzen Menschen an den sich offenbarenden Gott . In ihm liegt eine Zustimmung des Verstandes und des Willens zur Selbstoffenbarung Gottes in seinen Taten und Worten .
=244=> Kte 177 Glauben hat also einen doppelten Bezug : den zur Person und den zur Wahrheit ; der Glaubensakt bezieht sich auf die Wahrheit durch das Vertrauen in die Person , die sie bezeugt .
=245=> Kte 179 Der Glaube ist eine übernatürliche Gabe Gottes . Um zu Glauben , bedarf der Mensch der inneren Hilfe des Heiligen Geistes .
=246=> Kte 180 Glauben ist ein bewußter und freier menschlicher Akt , der der Würde der menschlichen Person entspricht .
=247=> Kte 181 Glauben ist ein kirchlicher Akt . Der Glaube der Kirche geht unserem Glauben voraus , zeugt , trägt und nährt ihn . Die Kirche ist die Mutter aller Glaubenden . Niemand kann Gott zum Vater haben , der die Kirche nicht zur Mutter hat ( Cyprian , unit . eccl. ) .
=248=> Kte 182 Wir glauben alles , was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und was die Kirche als von Gott geoffenbarte Wahrheit zu glauben vorlegt ( SPF 20 ) .
=249=> Kte 183 Der Glaube ist heilsnotwendig . Der Herr selbst sagt : Wer glaubt und sich taufen läßt , wird gerettet ; wer aber nicht glaubt , wird verdammt werden ( Mk 16,16 ) .
=250=> Kte 184 Der Glaube ist ein Vorgeschmack der Erkenntnis , die uns im künftigen Leben selig machen wird ( Thomas v . A. , comp . 1,2 ) .
=251=> V Apostolisches Glaubensbekenntnis
=252=> Kte 184a Ich glaube an Gott , den Vater , den Allmächtigen , den Schöpfer des Himmels und der Erde , und an Jesus Christus , seinen eingeborenen Sohn , unsern Herrn , empfangen durch den Heiligen Geist , geboren von der Jungfrau Maria , gelitten unter Pontius Pilatus , gekreuzigt , gestorben und begraben , hinabgestiegen in das Reich des Todes , am dritten Tage auferstanden von den Toten , aufgefahren in den Himmel ; er sitzt zur Rechten Gottes , des allmächtigen Vaters ; von dort wird er kommen , zu richten die Lebenden und die Toten . Ich glaube an den Heiligen Geist , die heilige katholische Kirche , Gemeinschaft der Heiligen , Vergebung der Sünden , Auferstehung der Toten und das ewige Leben . Amen .
=253=> Kte 184b Wir glauben an den einen Gott , den Vater , den Allmächtigen , der alles geschaffen hat , Himmel und Erde , die sichtbare und die unsichtbare Welt . Und an den einen Herrn Jesus Christus , Gottes eingeborenen Sohn , aus dem Vater geboren vor aller Zeit : Gott von Gott , Licht vom Licht , wahrer Gott vom wahren Gott , gezeugt , nicht geschaffen , eines Wesens mit dem Vater ; durch ihn ist alles geschaffen . Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen , hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden . Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus , hat gelitten und ist begraben worden , ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel . Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit , zu richten die Lebenden und die Toten ; seiner Herrschaft wird kein Ende sein . Wir glauben an den Heiligen Geist , der Herr ist und lebendig macht , der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht , der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird , der gesprochen hat durch die Propheten , und die eine , heilige , katholische und apostolische Kirche . Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden . Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt . Amen .
=254=> Kte 185 Wer sagt : Ich glaube , sagt : Ich bejahe das , was wir glauben . Die Gemeinschaft im Glauben bedarf einer gemeinsamen Glaubenssprache , die für alle verbindlich ist und im gleichen Bekenntnis des Glaubens eint .
=255=> Kte 186 Von Anfang an hat die apostolische Kirche ihren Glauben in kurzen , für alle maßgebenden Formeln ausgedrückt und weitergegeben [ Vgl . etwa Röm 10,9 ; 1 Kor 15,3-5 ] . Schon sehr bald aber wollte die Kirche das Wesentliche ihres Glaubens auch in organische , gegliederte Zusammenfassungen einbringen , die vor allem für die Taufbewerber bestimmt waren : Nicht menschliche Willkür hat diese Zusammenschau des Glaubens verfaßt , sondern die wichtigsten Lehren der ganzen Schrift sind in ihr zusammengestellt zu einer einzigen Glaubenslehre . Gleichwie der Senfsamen in einem kleinen Körnlein die vielen Zweige birgt , so enthält diese Zusammenfassung des Glaubens in wenigen Worten alle religiösen Kenntnisse des Alten und des Neuen Testamentes ( Cyrill v . Jerusalem , catech . ill . 5,12 ) .
=256=> Kte 187 Diese Kurzfassungen des Glaubens nennt man Glaubensbekenntnisse , weil sie den Glauben , den die Christen bekennen , kurz zusammenfassen . Man nennt sie auch Credo , weil sie auf lateinisch für gewöhnlich mit Credo [ Ich glaube ] beginnen . Eine weitere Bezeichnung für sie ist Glaubenssymbola .