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Dokument KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
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=S=> Kte 302 Die Schöpfung hat ihre eigene Güte und Vollkommenheit . Sie ging jedoch aus den Händen des Schöpfers nicht ganz fertig hervor . Sie ist so geschaffen , daß sie noch auf dem Weg [ in statu viæ ] zu einer erst zu erreichenden letzten Vollkommenheit ist , die Gott ihr zugedacht hat . Wir nennen die Fügungen , durch die Gott seine Schöpfung dieser Vollendung entgegenführt , die göttliche Vorsehung . Alles , was er geschaffen hat , schützt und lenkt Gott durch seine Vorsehung , , sich kraftvoll von einem Ende bis zum anderen erstreckend und alles milde ordnend‘ ( Weish 8,1 ) . , Alles nämlich ist nackt und bloß vor seinen Augen‘ ( Hebr 4,13 ) , auch das , was durch die freie Tat der Geschöpfe geschehen wird ( 1. Vatikanisches K. : DS 3003 ) .
=S=> Kte 303 Das Zeugnis der Schrift lautet einstimmig : Die Fürsorge der Vorsehung ist konkret und unmittelbar ; sie kümmert sich um alles , von den geringsten Kleinigkeiten bis zu den großen weitgeschichtlichen Ereignissen . Die heiligen Bücher bekräftigen entschieden die absolute Souveränität Gottes im Lauf der Ereignisse : Unser Gott ist im Himmel ; alles , was ihm gefällt , das vollbringt er ( Ps 115,3 ) . Und Christus ist der , der öffnet , so daß niemand mehr schließen kann , der schließt , so daß niemand mehr öffnen kann ( Offb 3,7 ) . Viele Pläne faßt das Herz des Menschen , doch nur der Ratschluß des Herrn hat Bestand ( Spr 19,21 ) .
=S=> Kte 304 So schreibt der Heilige Geist , der Hauptautor der Heiligen Schrift , Taten oft Gott zu , ohne Zweitursachen zu erwähnen . Das ist nicht eine primitive Redeweise , sondern eine tiefsinnige Art , an den Vorrang Gottes und seine absolute Herrschaft über die Geschichte und die Welt zu erinnern [ Vgl . Jes 10,5-15 ; 45,5-7 ; Dtn 32,39 ; Sir 11,14. ] und so zum Vertrauen auf ihn zu erziehen . Das Psalmengebet ist die große Schule dieses Vertrauens [ Vgl . z . B . Ps 22 ; 32 ; 35 ; 103 ; 138. ] .
=S=> Kte 305 Jesus verlangt eine kindliche Hingabe an die Vorsehung des himmlischen Vaters , der sich um die geringsten Bedürfnisse seiner Kinder kümmert : Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht : Was sollen wir essen ? Was sollen wir trinken ? . . . Euer himmlischer Vater weiß , daß ihr das alles braucht . Euch aber muß es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen ; dann wird euch alles andere dazugegeben ( Mt 6,31-33 ) [ Vgl . Mt 10 , 29-31. ] .
=M=> Kte Die Vorsehung und die Zweitursachen
=S=> Kte 306 Gott ist souverän Herr über seinen Ratschluß . Aber um ihn auszuführen , bedient er sich auch der Mitwirkung der Geschöpfe . Das ist nicht ein Zeichen von Schwäche , sondern der Größe und Güte Gottes . Denn Gott gibt seinen Geschöpfen nicht nur das Dasein , sondern auch die Würde , selbst zu handeln , Ursache und Ursprung voneinander zu sein und so an der Ausführung seines Ratschlusses mitzuarbeiten .
=S=> Kte 307 Den Menschen gewährt Gott sogar die Möglichkeit , in Freiheit an seiner Vorsehung teilzunehmen , indem er ihnen die Verantwortung anvertraut , sich die Erde zu unterwerfen und über sie zu herrschen [ Vgl . Gen 1,26-28 ] . Gott ermöglicht so den Menschen , vernünftige , freie Ursachen zu sein , um das Schöpfungswerk zu vervollständigen und zu ihrem und der Mitmenschen Wohl seine Harmonie zu vervollkommnen . Die Menschen sind oft unbewußt Mitarbeiter Gottes , können jedoch auch bewußt auf den göttlichen Plan eingehen durch ihre Taten , ihre Gebete , aber auch durch ihre Leiden [ Vgl . Kol 1,24 ] . Dadurch werden sie voll und ganz Mitarbeiter Gottes ( 1 Kor 3,9 ; 1 Thess 3,2 ) und seines Reiches [ Vgl . Kol 4,11. ] .
=S=> Kte 308 Vom Glauben an Gott den Schöpfer läßt sich somit die Wahrheit nicht trennen , daß in jedem Tun seiner Geschöpfe Gott tätig ist . Er ist die Erstursache , die in und durch die Zweitursachen wirkt . Denn Gott ist es , der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt , nach seinem Wohlgefallen ( Phil 2 , 13 ) [ Vgl . 1 Kor 12,6. ] . Diese Wahrheit beeinträchtigt die Würde des Geschöpfes keineswegs , sondern erhöht sie . Durch die Macht , Weisheit und Güte Gottes aus dem Nichts gehoben , vermag das Geschaffene nichts , wenn es von seinem Ursprung abgeschnitten ist , denn das Geschöpf sinkt ohne den Schöpfer ins Nichts ( GS 36,3 ) . Erst recht kann es ohne die Hilfe der Gnade sein letztes Ziel nicht erreichen [ Vgl . Mt 19,26 ; Joh 15,5 ; Phil 4 , 13. ] .
=M=> Kte Die Vorsehung und das Ärgernis des Bösen
=S=> Kte 309 Wenn doch Gott , der allmächtige Vater , der Schöpfer einer geordneten und guten Welt , sich aller seiner Geschöpfe annimmt , warum gibt es dann das Böse ? Jede vorschnelle Antwort auf diese ebenso bedrängende wie unvermeidliche , ebenso schmerzliche wie geheimnisvolle Frage wird unbefriedigt lassen . Der christliche Glaube als ganzer ist die Antwort auf diese Frage : Das Gutsein der Schöpfung , das Drama der Sünde , die geduldige Liebe Gottes , der dem Menschen entgegenkommt . Er tut dies durch seine Bundesschlüsse , durch die erlösende Menschwerdung seines Sohnes und die Gabe des Geistes ; er tut es durch das Versammeln der Kirche und die Kraft der Sakramente ; er tut es schließlich durch die Berufung zu einem glückseligen Leben . Die freien Geschöpfe sind im voraus eingeladen , diese Berufung anzunehmen . Sie können diese aber auch - ein erschreckendes Mysterium - im voraus ausschlagen . Es gibt kein Element der christlichen Botschaft , das nicht auch Antwort auf das Problem des Bösen wäre .
=S=> Kte 310 Warum aber hat Gott nicht eine so vollkommene Welt erschaffen , daß es darin nichts Böses geben könnte ? In seiner unendlichen Macht könnte Gott stets etwas Besseres schaffen [ Vgl . Thomas v . A. , s . th . 1,25,6. ] . In seiner unendlichen Weisheit und Güte jedoch wollte Gott aus freiem Entschluß eine Welt erschaffen , die auf dem Weg zu ihrer letzten Vollkommenheit ist . Dieses Werden bringt nach Gottes Plan mit dem Erscheinen gewisser Daseinsformen das Verschwinden anderer , mit dem Vollkommenen auch weniger Vollkommenes mit sich , mit dem Aufbau auch den Abbau in der Natur . Solange die Schöpfung noch nicht zur Vollendung gelangt ist , gibt es mit dem physisch Guten folglich auch das physische Übel [ Vgl . Thomas v . A. , s . gent . 3,71. ] .
=S=> Kte 311 Die Engel und die Menschen , intelligente und freie Geschöpfe , müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben . Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt . So ist das moralische Übel in die Welt gekommen , das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel . Gott ist auf keine Weise , weder direkt noch indirekt , die Ursache des moralischen Übels [ Vgl . Augustinus , lib . 1,1,1 ; Thomas v . A. , s . th . 1-2,79 , 1. ] . Er läßt es jedoch zu , da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet , und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen : Der allmächtige Gott . . . könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses in seinen Werken dulden , wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre , daß er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte ( Augustinus , enchir . 11,3 ) .
=S=> Kte 312 So kann man mit der Zeit entdecken , daß Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines durch seine Geschöpfe verursachten moralischen Übels etwas Gutes zu ziehen vermag . Josef sagt zu seinen Brüdern : Nicht ihr habt mich hierher geschickt , sondern Gott . . . Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt , Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn . . . um . . . viel Volk am Leben zu erhalten ( Gen 45,8 ; 50,20 ) [ Vgl . Tob 2 , 12-18 Vg. ] . Aus dem schlimmsten moralischen Übel , das je begangen worden ist , aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwerfung und Ermordung des Sohnes Gottes , hat Gott im Übermaß seiner Gnade [ Vgl . Röm 5,20. ]das größte aller Güter gemacht : die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung . Freilich wird deswegen das Böse nicht zu etwas Gutem .
=S=> Kte 313 Wir wissen , daß Gott bei denen , die ihn lieben , alles zum Guten führt ( Röm 8,28 ) . Das bezeugen die Heiligen immer wieder : Die hl . Katharina von Siena sagt deshalb zu denen , die an dem , was ihnen zustößt , Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen : Mies geht aus Liebe hervor , alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet . Gott tut nichts außer mit diesem Ziel ( dial . 4,138 ) . Der hl . Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter : Es kann nichts geschehen , was Gott nicht will . Was immer er aber will , so schlimm es auch scheinen mag , es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste ( Brief ) . Und Juliana von Norwich sagt : Durch die Gnade Gottes wurde ich inne , daß ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muß , daß alles , wie es auch sein mag , gut sein wird . . . . Und du wirst sehen , daß alles , alles gut sein wird ( rev . 32 ) .
=S=> Kte 314 Wir glauben fest , daß Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist . Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt . Erst am Schluß , wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott von Angesicht zu Angesicht schauen werden ( 1 Kor 13,12 ) , werden wir voll und ganz die Wege erkennen , auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe [ Vgl . Gen 2,2. ] führt , auf die hin er Himmel und Erde erschaffen hat .