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Dokument KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
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2686

=U4= AbsI -- I Wir wagen uns voll Vertrauen zu nähern

-- =S=> Kte 2777 In der römischen Liturgie wird die eucharistische Gemeinde eingeladen , das Vaterunser mit kindlicher Kühnheit zu sprechen . Die östlichen Liturgien verwenden ähnliche Ausdrücke : voll Vertrauen wagen und mach uns würdig . Aus dem brennenden Dornbusch wurde zu Mose gesagt : Komm nicht näher heran ! Leg deine Schuhe ab ! ( Ex 3,5 ) . Allein Jesus konnte diese Schwelle der göttlichen Heiligkeit überschreiten . Er führt uns , nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat ( Hebr 1,3 ) , vor das Angesicht des Vaters : Seht , ich und die Kinder , die Gott mir geschenkt hat ( Hebr 2,13 ) . Uns zu verkriechen geböte uns das Bewußtsein , bloß Sklaven zu sein , zu Staub werden müßte das Geschöpf aus Erde , wenn nicht des Vaters Machtgebot , wenn nicht der Geist des Sohnes selbst uns zu diesem Rufe auffordern würde ‚Abba , Vater !‘ ( Röm 8,15 ) . . . Wann würde wohl ein sterbliches Wesen es wagen , Gott Vater zu nennen , wenn nicht Kräfte des Himmels das Innere des Menschen belebten ? ( Petrus Chrysologus , serm . 71 ) .
=S=> Kte 2778 Diese Macht des Geistes , die uns zum Gebet des Herrn hinführt , wird in den Liturgien des Ostens und des Westens mit dem schönen , ausgesprochen christlichen Ausdruck parrhesia umschrieben , der soviel bedeutet wie Einfachheit ohne Umweg , kindliches Vertrauen , freudige Zuversicht , demütige Kühnheit und Gewißheit , geliebt zu sein‘ .

=U4= AbsII -- II Vater !

-- =S=> Kte 2779 Bevor wir uns diesen ersten Ruf des Herrengebetes zu eigen machen , sollten wir unser Herz demütig von falschen Bildern dieser Welt reinigen . Die Demut läßt uns erkennen : Niemand kennt den Vater , nur der Sohn und der , dem es der Sohn offenbaren will ; das sind die Unmündigen ( Mt 11,25-27 ) . Die Reinigung des Herzens betrifft die Bilder von Vater und Mutter , die aus unserer persönlichen und der kulturellen Entwicklung hervorgegangen sind und unsere Beziehung zu Gott beeinflussen . Gott unser Vater steht über den Begriffen dieser geschaffenen Welt . Wer in diesem Bereich seine eigenen Vorstellungen auf Gott überträgt oder ihm entgegenstellt , schafft sich damit Götzen , die er entweder anbetet oder verwirft . Zum Vater beten heißt in sein Mysterium eintreten , so wie er ist und wie der Sohn ihn uns geoffenbart hat .
=S=> Kte Der Ausdruck ‚Gott Vater‘ war nie jemandem geoffenbart worden . Als Mose selbst Gott fragte , wie er heiße , bekam er einen anderen Namen zu hören . Uns ist dieser Name geoffenbart worden im Sohn , denn im Namen ‚Sohn‘ liegt bereits der neue Name Vater ( Tertullian , or . 3 ) .
=S=> Kte 2780 Wir können Gott als Vater anrufen , weil sein menschgewordener Sohn ihn uns geoffenbart hat und weil sein Geist ihn uns zu erkennen gibt . Wir glauben , daß Jesus der Christus ist und daß wir aus Gott geboren [ Vgl . 1 Joh 5,1 ] sind . Dadurch läßt uns der Geist des Sohnes an der persönlichen Beziehung des Sohnes zum Vater [ Vgl . Joh 1,1 ] teilhaben . Menschen können sich das nicht vorstellen , die Engel es nicht erahnen .
=S=> Kte 2781 Wenn wir zum Vater beten , sind wir in Gemeinschaft mit ihm und mit seinem Sohn Jesus Christus [ Vgl . 1 Joh 1,3. ] . Dabei kennen und erkennen wir ihn mit immer neuem Staunen . Das erste Wort im Gebet des Herrn ist eine lobpreisende Anbetung , noch bevor es zu einem flehenden Ruf wird . Denn es ist zur Ehre Gottes , daß wir ihn als Vater und als wahren Gott bekennen . Wir danken ihm , daß er uns seinen Namen geoffenbart hat und daß er uns geschenkt hat , an ihn zu glauben und Wohnstätte seiner Gegenwart zu sein .
=S=> Kte 2782 Wir können den Vater anbeten , weil er uns durch die Annahme an Kindes Statt in seinem eingeborenen Sohn die Wiedergeburt zu seinem Leben geschenkt hat . Durch die Taufe gliedert er uns dem Leib seines Christus , des Gesalbten , ein , und durch die Salbung mit seinem Geist , die sich vom Haupt über die Glieder ergießt , macht er auch uns zu Gesalbten .
=S=> Kte Da uns Gott zur Annahme an Kindes Statt vorherbestimmt hat , hat er uns dem verherrlichten Leibe Christi gleichförmig gemacht . Nachdem ihr nun an dem Gesalbten Anteil erhalten habt , werdet ihr mit Recht Gesalbte genannt ( Cyrill v.Jerusalem , catech . myst . 3,1 ) .
=S=> Kte Der neue , wiedergeborene und seinem Gott durch dessen Gnade wiedergegebene Mensch sagt zuerst ‚Vater‘ , weil er sein Sohn geworden ist ( Cyprian , Dom . orat . 9 ) .
=S=> Kte 2783 Im Gebet des Herrn werden wir uns selbst geoffenbart [ Vgl . GS 22,1. ] , weil uns zugleich der Vater geoffenbart wird . O Mensch , du wagtest nicht , das Antlitz zum Himmel zu erheben , du senktest den Blick zur Erde , und plötzlich hast du die Gnade Christi erhalten : alle deine Sünden wurden dir vergeben . Aus einem schlimmen Knecht bist du ein guter Sohn geworden . . . Erhebe also deinen Blick zum Vater , . . . der dich durch seinen Sohn erlöst hat , und sage : ‚Vater unser‘ . . . Berufe dich aber auf kein Vorrecht . Eigentlicher Vater ist er nur in bezug auf Christus , während wir von ihm erschaffen sind . Sage also aus Gnade auch du : ‚Vater unser‘ , um zu verdienen , sein Sohn zu sein ( Ambrosius , sacr . 5,19 ) .
=S=> Kte 2784 Dieses Geschenk der Gnade der Annahme an Kindes Statt verlangt von uns eine fortwährende Bekehrung und ein neues Leben . Das Gebet des Vaterunsers soll zwei Grundhaltungen in uns entwickeln . Das Verlangen und der Wille , uns ihm anzugleichen . Da wir nach seinem Bild geschaffen sind , wurde uns aus Gnade die Ähnlichkeit mit ihm wieder verliehen . Ihr sollen wir entsprechen . Wenn wir Gott unsern Vater nennen , müssen wir uns auch als Söhne Gottes verhalten ( Cyprian , Dom . orat . 11 ) . Ihr könnt euren Vater nicht den Gott alles Guten nennen , wenn ihr ein unmenschliches und grausames Herz behaltet . Denn in diesem Fall habt ihr nicht mehr das Kennzeichen der Güte des himmlischen Vaters in euch ( Johannes Chrysostomus , horn . in Mt . 7,14 3 ) . Wir sollen unablässig die Schönheit des Vaters betrachten und unsere Seele von ihr durchdringen lassen ( Gregor v . Nyssa , or . dom . 2 ) .
=S=> Kte 2785 Ein demütiges und vertrauendes Herz . Dieses läßt uns wieder wie die Kinder werden ( Mt 18,3 ) , denn der Vater offenbart sich den Unmündigen ( Mt 11,25 ) . [ Das Vaterunser ] ist ein Aufblick zu Gott allein , ein großes Feuer der Liebe . Die Seele schmilzt darin , versinkt in die heilige Liebe und unterhält sich mit Gott wie mit dem eigenen Vater , sehr vertraut , in ganz besonderer , zärtlicher Kindesliebe ( Johannes Cassian , coll . 9,18 ) . Vater unser : Dieser Name weckt in uns beim Beten gleichzeitig Liebe , Zuneigung . . . und auch die Hoffnung , zu erlangen , um was wir bitten . . . Was kann er denn dem Gebet seiner Kinder verweigern , wenn er ihnen schon zuvor gestattet hat , seine Kinder zu sein ? ( Augustinus , serm . Dom . 2,4,16 ) .

=U4= AbsIII -- III Vater unser

-- =S=> Kte 2786 Die Anrede Vater unser richtet sich an Gott . Dieses Pronomen drückt unsererseits nicht ein Besitzen , sondern eine ganz neue Beziehung zu Gott aus .
=S=> Kte 2787 Wenn wir Vater unser sagen , bekennen wir zunächst , daß alle seine Verheißungen der Liebe , die Propheten angekündigt haben , im neuen und ewigen Bund in Christus in Erfüllung gegangen sind : Wir sind nun sein Volk geworden und er unser Gott . Diese neue Beziehung ist ein Geschenk gegenseitiger Zugehörigkeit . In Liebe und Treue [ Vgl . Hos 2 , 21-22 ; 6,1-6. ] haben wir nun auf die Gnade und die Wahrheit ( Joh 1,17 ) , die uns in Jesus Christus geschenkt worden sind , zu antworten .
=S=> Kte 2788 Weil das Gebet des Herrn das Gebet seines Volkes in den letzten Zeiten ist , drückt dieses unser auch die Sicherheit unserer Hoffnung auf die letzte Verheißung Gottes aus . Er wird im neuen Jerusalem zum Sieger sagen : Ich werde sein Gott sein , und er wird mein Sohn sein ( Offb 21,7 ) .
=S=> Kte 2789 Wenn wir Vater unser beten , wenden wir uns persönlich an den Vater unseres Herrn Jesus Christus . Wir teilen die Gottheit nicht auf , denn der Vater ist ihre Quelle und ihr Ursprung . Vielmehr bekennen wir damit , daß der Sohn von Ewigkeit her von ihm gezeugt wird und der Heilige Geist aus ihm hervorgeht . Wir vermischen auch nicht die Personen , denn wir bekennen , daß wir Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus in ihrem einzigen Heiligen Geist haben . Die heiligste Dreifaltigkeit ist eines Wesens und unteilbar . Wenn wir zum Vater beten , beten wir ihn an und verherrlichen ihn zusammen mit dem Sohn und dem Heiligen Geist .
=S=> Kte 2790 Das Wort unser kennzeichnet etwas mehreren Gemeinsames . Es gibt nur einen Gott , und er wird als Vater bekannt von jenen , die durch den Glauben an den eingeborenen Sohn aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeboren sind [ Vgl . 1 Joh 5,1 ; Joh 3,5 ] . Die Kirche ist diese neue Gemeinschaft zwischen Gott und den Menschen . Mit dem eingeborenen Sohn vereint , der Erstgeborene von vielen Brüdern ( Röm 8,29 ) geworden ist , steht sie in Gemeinschaft mit einem einzigen , ein und demselben Vater in einem einzigen , ein und demselben Heiligen Geist [ Vgl . Eph 4,4-6 ] . Jeder Getaufte , der Vater unser betet , betet in dieser Gemeinschaft : Die Gemeinde der Gläubigen war ein Herz und eine Seele ( Apg 4,32 ) .
=S=> Kte 2791 Deshalb bleibt , trotz der Trennungen unter den Christen , das Gebet zu unserem Vater das Gemeingut aller Getauften und ein dringlicher Aufruf an sie . Durch den gemeinsamen Glauben an Christus und durch die Taufe verbunden , sollen sie mit Jesus für die Einheit seiner Jünger beten Vgl . UR 8;22 ] .
=S=> Kte 2792 Wenn wir das Vaterunser aufrichtig beten , geben wir den Individualismus auf , denn die Liebe , die wir empfangen , befreit uns davon . Das unser zu Beginn des Herrengebetes wie das wir der letzten vier Bitten schließt niemanden aus . Damit es aufrichtig gebetet wird [ Vgl . Mt 5,23-24;6,14-16 ] , müssen unsere Spaltungen und Gegensätze überwunden werden .
=S=> Kte 2793 Die Getauften können nicht zu unserem Vater beten , ohne alle , für die er seinen geliebten Sohn hingegeben hat , vor Gott zu tragen . Gottes Liebe ist grenzenlos , und unser Gebet soll es ebenfalls sein [ Vgl . NA 5 ] . Das Vaterunser öffnet uns für das gesamte Ausmaß der in Christus sichtbar gewordenen Liebe des Vaters . Wir beten mit allen und für alle Menschen , die den Vater noch nicht kennen , um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln ( Joh 11,52 ) . Diese göttliche Sorge um alle Menschen und um die ganze Schöpfung hat alle großen Beter beseelt ; sie soll unser Gebet zu einer weitherzigen Liebe führen , wenn wir zu sprechen wagen : Vater unser .

=U4= AbsIV -- IV Im Himmel

-- =S=> Kte 2794 Dieser biblische Ausdruck bezeichnet nicht einen Ort [ Raum ] , sondern eine Daseinsweise ; nicht ein Fernsein Gottes , sondern seine Erhabenheit . Unser Vater ist nicht anderswo , sondern er ist jenseits von allem , was wir über seine Heiligkeit denken können . Gerade weil er der dreimal Heilige ist , ist er dem demütigen und reuevollen Herzen nahe . Mit Recht werden die Worte ‚Vater unser im Himmel‘ vom Herz der Gerechten verstanden , in dem Gott wie in seinem Tempel wohnt . Darum auch wird der Beter wünschen und sich danach sehnen , daß der , den er anruft , in ihm wohnt ( Augustinus , serm . Dom . 2,5,17 ) . Himmel könnten sehr wohl auch die sein , die das Abbild der himmlischen Welt in sich tragen und in denen Gott wohnt und wandelt ( Cyrill v . Jerusalem , catech . myst . 5,11 ) .
=S=> Kte 2795 Das Zeichen der Himmel verweist uns auf das Mysterium des Bundes , das wir leben , wenn wir zu unserem Vater beten . Er ist im Himmel , dieser ist seine Wohnstätte . Das Haus des Vaters ist also auch unsere Heimat . Die Sünde hat uns von der Erde des Bundes vertrieben [ Vgl . Gen 3 ] , und die Bekehrung des Herzens läßt uns zum Vater im Himmel zurückkehren [ Vgl . Jer 3,19-4,1a ; Lk 15,18:21 ] . In Christus sind Himmel und Erde miteinander versöhnt worden [ Vgl . Jes 45,8 ; Ps 85,12 ] , denn allein der Sohn ist vom Himmel hinabgestiegen , und nur er läßt uns durch sein Kreuz , seine Auferstehung und Himmelfahrt mit ihm wieder zum Himmel hinaufsteigen [ Vgl . Joh 12,32 ; 14,2-3 ; 16,28 ; 20,17 ; Eph 4,9-10 ; Hebr 1,3 ; 2,13 ] .
=S=> Kte 2796 Wenn die Kirche Vater unser im Himmel betet , bekennt sie , daß wir das Volk Gottes sind , das mit Christus verborgen in Gott ( Kol 3,3 ) schon einen Platz im Himmel hat [ Vgl . Eph 2,6 ] . Sie bekennt auch , daß von uns gleichzeitig gilt : Im gegenwärtigen Zustand seufzen wir und sehnen uns danach , mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden ( 2 Kor 5,2 ) [ Vgl . Phil 3,20 ; Hebr 13,14 ] . Im Fleisch befinden sie [ die Christen ] sich , aber sie leben nicht nach dem Fleisch . Auf Erden weilen sie , aber im Himmel sind sie Bürger ( Diognet 5,8-9 ) .

=U4= AbsV -- Kurztexte --

=S=> Kte 2797 Einfaches und ergebenes Vertrauen demütige und frohe Zuversicht sind die Haltung in der wir das Vaterunser beten sollen .
=S=> Kte 2798 Wir können Gott als Vater anrufen weil der menschgewordene Sohn Gottes ihn uns geoffenbart hat . Wir sind durch die Tauft in den Sohn Gottes eingegliedert und an Sohnes Statt angenommen .
=S=> Kte 2799 Das Gebet des Herrn fuhrt uns in die Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus ein Gleichzeitig werden wir in diesem Gebet uns selbst geoffenbart .
=S=> Kte 2800 Das Gebet zu unserem Vater soll in uns den Willen wecken ihm ähnlich zu werden und unser Herz demütig und vertrauensvoll machen .
=S=> Kte 2801 Wenn wir Gott unseren Vater nennen berufen wir uns auf den Neuen Bund in Jesus Christus auf die Gemeinschaft mit der heiligsten Dreifaltigkeit und auf die göttliche Liebe die sich durch die Kirche über die ganze Erde ausbreitet .
=S=> Kte 2802 Im Himmel bezeichnet keinen Ort sondern die Erhabenheit Gottes und seine Gegenwart im Herzen der Gerechten . Der Himmel das Haus des Vaters ist die wahre Heimat nach der wir streben und der wir jetzt schon angehören .