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Dokument KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
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=S=> Kte 1996 Wir haben unsere Rechtfertigung der Gnade Gottes zu verdanken . Die Gnade ist das Wohlwollen , die ungeschuldete Hilfe , die Gott uns schenkt , um seinem Ruf zu entsprechen . Denn unsere Berufung ist es , Kinder Gottes zu werden [ Vgl . Joh 1,12-18 ] , seine Adoptivsöhne [ Vgl . Röm 8 , 14-17 ] , teilzuhaben an der göttlichen Natur [ Vgl . 2 Petr 1,3-4. ] und am ewigen Leben [ Vgl . Joh 17,3. ] .
=S=> Kte 1997 Die Gnade ist eine Teilhabe am Leben Gottes ; sie führt uns in das Innerste des dreifaltigen Lebens : Durch die Taufe hat der Christ Anteil an der Gnade Christi , der das Haupt seines Leibes ist . Als ein Adoptivsohn darf er nun in Vereinigung mit dem eingeborenen Sohn Gott Vater nennen . Er empfängt das Leben des Geistes , der ihm die Liebe einhaucht und der die Kirche aufbaut .
=S=> Kte 1998 Diese Berufung zum ewigen Leben ist übernatürlich . Sie ist ganz dem ungeschuldeten Zuvorkommen Gottes zu verdanken , denn er allein kann sich offenbaren und sich schenken . Sie geht über die Verstandes - und Willenskräfte des Menschen und jedes Geschöpfes hinaus [ Vgl . 1 Kor 2,7-9. ] .
=S=> Kte 1999 Die Gnade Christi besteht darin , daß uns Gott ungeschuldet sein Leben schenkt . Er gießt es durch den Heiligen Geist in unsere Seele ein , um sie von der Sünde zu heilen und sie zu heiligen . Das ist die heiligmachende oder vergöttlichende Gnade , die wir in der Taufe erhalten haben . Sie ist in uns der Ursprung des Heiligungswerkes [ Vgl . Joh 4,14 ; 7 , 38-39 ] . Wenn also jemand in Christus ist , dann ist er eine neue Schöpfung : Das Alte ist vergangen , Neues ist geworden . Aber das alles kommt von Gott , der uns durch Christus mit sich versöhnt hat ( 2 Kor 5,17-18 ) .
=S=> Kte 2000 Die heiligmachende Gnade ist ein bleibendes Geschenk , eine übernatürliche feste Neigung . Sie vervollkommnet die Seele , um sie zu befähigen , mit Gott zu leben und aus seiner Liebe zu handeln . Man unterscheidet die sogenannte habituelle Gnade , das heißt eine bleibende Neigung , entsprechend dem göttlichen Ruf zu leben und zu handeln , von den sogenannten helfenden Gnaden , das heißt dem göttlichen Eingreifen zu Beginn der Bekehrung oder im Verlauf des Heiligungswerkes .
=S=> Kte 2001 Schon die Vorbereitung des Menschen auf den Empfang der Gnade ist ein Werk der Gnade . Diese ist notwendig , um unser Mitwirken an der Rechtfertigung durch den Glauben und an der Heiligung durch die Liebe hervorzurufen und zu unterstützen . Gott vollendet in uns , was er begonnen hat , denn er beginnt , indem er bewirkt , daß wir wollen ; er vollendet , indem er mit unserem schon bekehrten Wollen mitwirkt ( Augustinus , grat . 17 ) . Zwar arbeiten auch wir , aber wir arbeiten nur zusammen mit Gott , der arbeitet . Sein Erbarmen ist uns nämlich zuvorgekommen , damit wir geheilt wurden , und es folgt uns , damit wir , einmal geheilt , belebt werden ; es kommt uns zuvor , damit wir gerufen werden , und es folgt uns , damit wir verherrlicht werden ; es kommt uns zuvor , damit wir fromm leben , und folgt uns , damit wir für immer mit Gott leben , denn ohne ihn können wir nichts tun ( Augustinus , nat . et grat . 31 ) .
=S=> Kte 2002 Das freie Handeln Gottes erfordert die freie Antwort des Menschen . Denn Gott hat den Menschen nach seinem Bild geschaffen und hat ihm zusammen mit der Freiheit die Fähigkeit verliehen , ihn zu erkennen und zu lieben . Die Seele kann nur freiwillig in die Gemeinschaft der Liebe eintreten . Gott berührt das Herz des Menschen unmittelbar und bewegt es direkt . Er hat in den Menschen eine Sehnsucht nach dem Wahren und Guten gelegt , die er allein erfüllen kann . Die Verheißungen des ewigen Lebens entsprechen über alle Hoffnung hinaus diesem inneren Verlangen . Wenn du am Ende deiner sehr guten Werke am siebten Tag geruht hast , dann um uns durch die Stimme deines Buches im voraus zu sagen , daß auch wir am Ende unserer Werke , die deshalb ‚sehr gut‘ sind , weil du sie uns geschenkt hast , am Sabbat des ewigen Lebens in dir ruhen werden ( Augustinus , conf . 13 , 36,51 ) .
=S=> Kte 2003 Die Gnade ist in erster Linie die Gabe des Heiligen Geistes , der uns rechtfertigt und heiligt . Zur Gnade gehören aber auch die Gaben , die der Geist uns gewährt , um uns an seinem Wirken teilnehmen zu lassen und uns zu befähigen , am Heil der andern und am Wachstum des Leibes Christi , der Kirche , mitzuwirken . Dazu gehören die sakramentalen Gnaden , das heißt Gaben , die den verschiedenen Sakramenten zu eigen sind . Dazu gehören aber auch die besonderen Gnaden , die entsprechend dem vom hl . Paulus verwendeten griechischen Ausdruck Charismen genannt werden , der Wohlwollen , freies Geschenk und Wohltat bedeutet 1. Es gibt verschiedene Charismen , manchmal außerordentliche wie die Wunder - oder Sprachengabe . Sie alle sind auf die heiligmachende Gnade hingeordnet und haben das Gemeinwohl der Kirche zum Ziel . Sie stehen im Dienst der Liebe , welche die Kirche aufbaut [ Vgl . 1 Kor 12. - Vgl . K . v . Trient : DS 1533-1534 ] .
=S=> Kte 2004 Unter den besonderen Gnaden sind die Standesgnaden zu erwähnen , welche die Ausübung der Pflichten des christlichen Lebens und der Dienste innerhalb der Kirche begleiten . Wir haben unterschiedliche Gaben , je nach der uns verliehenen Gnade . Hat einer die Gabe prophetischer Rede , dann rede er in Übereinstimmung mit dem Glauben ; hat einer die Gabe des Dienens , dann diene er . Wer zum Lehren berufen ist , der lehre ; wer zum Trösten und Ermahnen berufen ist , der tröste und ermahne . Wer gibt , gebe ohne Hintergedanken ; wer Vorsteher ist , setze sich eifrig ein ; wer Barmherzigkeit übt , der tue es freudig ( Röm 12,6-8 ) .
=S=> Kte 2005 Da die Gnade übernatürlich ist , entzieht sie sich unserer Erfahrung und ist nur durch den Glauben zu erkennen . Wir können uns also nicht auf unsere Gefühle oder Werke verlassen , um daraus zu folgern , daß wir gerechtfertigt und gerettet sind [ Vgl . K . v . Trient : DS 1533-1534. ] . Doch nach dem Wort des Herrn : An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen ( Mt 7,20 ) , können wir , wenn wir an die Wohltaten Gottes in unserem Leben und im Leben der Heiligen denken , darin eine Gewähr dafür erblicken , daß die Gnade in uns am Werk ist . Das ermutigt uns zu einem stets stärkeren Glauben und zu einer Haltung vertrauender Armut . Diese Haltung wird besonders gut in der Antwort der hl . Jeanne d‘Arc auf eine Fangfrage ihrer kirchlichen Richter veranschaulicht : Befragt , ob sie wisse , daß sie in der Gnade Gottes sei , antwortet sie : Falls ich nicht in ihr bin , wolle Gott mich in sie versetzen ; falls ich in ihr bin , möge Gott mich in ihr bewahren ( Jeanne d‘Arc , proc. ) .