kopfgodoku.de
Listenanzeige
PunktNr Überschrift
Dokument KATECHISMUS der katholischen Kirche 2007
Orginal 0
Inhalt
1052
=S=> Kte 1804 Die menschlichen Tugenden sind feste Haltungen , verläßliche Neigungen , beständige Vollkommenheiten des Verstandes und des Willens , die unser Tun regeln , unsere Leidenschaften ordnen und unser Verhalten der Vernunft und dem Glauben entsprechend lenken . Sie verleihen dem Menschen Leichtigkeit , Sicherheit und Freude zur Führung eines sittlich guten Lebens . Der tugendhafte Mensch tut freiwillig das Gute . Die sittlichen Tugenden werden durch menschliches Bemühen erworben . Sie sind Früchte und zugleich Keime sittlich guter Taten ; sie ordnen alle Kräfte des Menschen darauf hin , mit der göttlichen Liebe vereint zu leben .
=M=> Kte Die Kardinaltugenden
=S=> Kte 1805 Vier Tugenden sind Angelpunkte des sittlichen Lebens . Aus diesem Grund nennt man sie Kardinal-Tugenden ; alle anderen sind rund um sie angeordnet . Es sind dies die Klugheit , die Gerechtigkeit , die Tapferkeit und die Mäßigung . Wenn jemand Gerechtigkeit liebt , in ihren Mühen findet er die Tugenden . Denn sie lehrt Maß und Klugheit , Gerechtigkeit und Tapferkeit ( Weish 8,7 ) . Auch unter anderen Bezeichnungen werden diese Tugenden in zahlreichen Texten der Schrift gelobt .
=S=> Kte 1806 Die Klugheit ist jene Tugend , welche die praktische Vernunft bereit macht , in jeder Lage unser wahres Gut zu erfassen und die richtigen Mittel zu wählen , um es zu erlangen . Der Kluge achtet auf seinen Schritt ( Spr 14,15 ) . Seid also besonnen und nüchtern , und betet ! ( 1 Petr 4,7 ) . Klugheit ist die rechte Vernunft als Grund des Handelns , schreibt der hl . Thomas ( s . th . 2-2 , 47 , 2 , sc ) im Anschluß an Aristoteles . Sie hat nichts mit Schüchternheit oder Ängstlichkeit , mit Doppelzüngigkeit oder Verstellung zu tun . Man nennt sie auriga virtutum [ Lenkerin der Tugenden] : sie steuert die anderen Tugenden , indem sie ihnen Regel und Maß gibt . Die Klugheit lenkt unmittelbar das Gewissensurteil . Der kluge Mensch bestimmt und ordnet sein Verhalten diesem Urteil gemäß . Dank dieser Tugend wenden wir die sittlichen Grundsätze irrtumslos auf die einzelnen Situationen an und überwinden die Zweifel hinsichtlich des Guten , das zu tun , und des Bösen , das zu meiden ist .
=S=> Kte 1807 Die Gerechtigkeit als sittliche Tugend ist der beständige , feste Wille , Gott und dem Nächsten das zu geben , was ihnen gebührt . Die Gerechtigkeit gegenüber Gott nennt man Tugend der Gottesverehrung [ virtus religionis ] . Gerechtigkeit gegenüber Menschen ordnet darauf hin , die Rechte eines jeden zu achten und in den menschlichen Beziehungen jene Harmonie herzustellen , welche die Rechtschaffenheit gegenüber den Personen und dem Gemeinwohl fördert . Der gerechte Mensch , von dem in der Heiligen Schrift oft gesprochen wird , zeichnet sich durch die ständige Geradheit seines Denkens und die Richtigkeit seines Verhaltens gegenüber dem Nächsten aus . Du sollst weder für einen Geringen noch für einen Großen Partei nehmen ; gerecht sollst du deinen Stammes genossen richten ( Lev 19,15 ) . Ihr Herren , gebt den Sklaven , was recht und billig ist ; ihr wißt , daß auch ihr im Himmel einen Herrn habt ( Kol 4,1 ) .
=S=> Kte 1808 Die Tapferkeit ist jene sittliche Tugend , die in Schwierigkeiten standhalten und im Erstreben des Guten durchhalten läßt . Sie festigt die Entschlossenheit , Versuchungen zu widerstehen und im sittlichen Leben Hindernisse zu überwinden . Die Tugend der Tapferkeit befähigt , die Angst , selbst die vor dem Tod , zu besiegen und allen Prüfungen und Verfolgungen die Stirn zu bieten . Sie macht bereit , für eine gerechte Sache auch das eigene Leben zu opfern . Meine Stärke und mein Lied ist der Herr ( Ps 118,14 ) . In der Welt seid ihr in Bedrängnis ; aber habt Mut : Ich habe die Welt besiegt ( Joh 16,33 ) .
=S=> Kte 1809 Die Mäßigung ist jene sittliche Tugend , welche die Neigung zu verschiedenen Vergnügungen zügelt und im Gebrauch geschaffener Güter das rechte Maß einhalten läßt . Sie sichert die Herrschaft des Willens über die Triebe und läßt die Begierden die Grenzen des Ehrbaren nicht überschreiten . Der maßvolle Mensch richtet sein sinnliches Strebe vermögen auf das Gute , bewahrt ein gesundes Unterscheidungsvermögen und richtet sich nach dem Wort : Folg nicht deinem Herzen und deinen Augen , um nach dem Begehren deiner Seele zu leben ( Sir 5,2 ) [ Vgl . Sir 37,27-31 ] . Die Tugend des Maßhaltens wird im Alten Testament oft gelobt : FoIg nicht deinen Begierden , von deinen Gelüsten halte dich fern ! ( Sir 18,30 ) . Im Neuen Testament wird sie Besonnenheit oder Nüchternheit genannt . Wir sollen besonnen , gerecht und fromm in dieser Welt leben ( Tit 2,12 ) . Ein gutes Leben führen ist nichts anderes , als Gott aus ganzem Herzen , aus ganzer Seele und aus ganzem Sinn zu lieben . Man bewahrt ihm ( durch die Mäßigung ) eine ganze Liebe , die kein Unglück erschüttern kann ( was Sache der Tapferkeit ist ) , die einzig ihm gehorcht ( das ist die Gerechtigkeit ) und die wachsam ist , um alle Dinge zu besehen aus Angst , man könnte sich von List und Lüge überraschen lassen ( und das ist Klugheit ) ( Augustinus , mor . eccl . 1,25,46 ) .
=M=> Kte Die Tugenden und die Gnade
=S=> Kte 1810 Die menschlichen Tugenden , die man durch Erziehung , durch bewußte Taten und durch Ausdauer in Anstrengungen erlangt , werden durch die göttliche Gnade geläutert und erhoben . Mit der Hilfe Gottes schmieden sie den Charakter und geben Leichtigkeit im Tun des Guten . Der tugendhafte Mensch freut sich am guten Tun .
=S=> Kte 1811 Für den durch die Sünde verwundeten Menschen ist es nicht leicht , das sittliche Gleichgewicht zu bewahren . Das durch Christus geschenkte Heil gibt uns die notwendige Gnade , im Streben nach Tugend auszuharren . Jeder muß stets um diese Gnade des Lichtes und der Kraft bitten , in den Sakramenten Hilfe suchen , mit dem Heiligen Geist mitwirken und dessen Anruf folgen , das Gute zu lieben und sich vor dem Bösen zu hüten .